Am vergangenen Freitag hat ein kalifornisches Gericht den von Bayer übernommenen Agrarkonzern Monsanto zu einer Zahlung von rund 290 Millionen US-Dollar an einen Krebspatienten verurteilt. Die Aktie des Bayer-Konzern verlor heute daraufhin massiv an Wert und fiel bis auf 80,37 Euro – den tiefsten Wert seit mehr als zwei Jahren.
1. Allein im Juli mehr als 400 neue Klagen gegen Glyphosat
2. Urteil kratzt Image von Neu-Eigentümer Bayer an
Allein im Juli mehr als 400 neue Klagen gegen Glyphosat
Glyphosat |
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Glyphosat wird seit der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre weltweit zur Unkrautbekämpfung eingesetzt und ist seit Jahren der mengenmäßig bedeutendste Inhaltsstoff von Herbiziden. Das Patent als Herbizid wurde 1974 dem Chemieunternehmen Monsanto erteilt. Glyphosat wird heute von mindestens 91 Chemieunternehmen in 20 Ländern hergestellt, die produzierte Menge wurde 2012 auf 720.000 Tonnen geschätzt. In Deutschland wird Glyphosat auf etwa 40 Prozent der Ackerflächen verwendet. |
Tatsächlich ist das Urteil kein Beweis dafür, dass Glyphosat krebserregend ist. Zwar hatte die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) 2015 festgestellt, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ sei, allerdings gibt es zahlreiche weitere Untersuchungen, die dieses Urteil nicht bestätigen. So gelangten u.a. die US-Umweltbehörde EPA, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie die kanadischen und australischen Bewertungsbehörden zu dem Schluss, dass von dem Herbizid keine Krebsgefahr ausgehe. Ungeachtet dessen protestieren Umweltlobbyisten und Verbände seit Jahren gegen das Mittel sowie gegen gentechnisch veränderte Pflanzen von Monsanto, die es Bauern in den USA erlauben, über die komplette Wachstumsphase hinweg Glyphosat auszubringen.
Urteil kratzt Image von Neu-Eigentümer Bayer an
Ob Monsanto die jetzt geforderte Summe tatsächlich zahlen muss, steht noch nicht fest. In den USA ist es nicht ungewöhnlich, dass Strafzahlungen nach einer Berufung in der nächsten Instanz erheblich verringert oder Urteile komplett aufgehoben werden. So wurde beispielsweise der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson wegen angeblich krebserregender Pflegeprodukte mit zahlreichen Klagen konfrontiert und mehrfach zu spektakulär hohen Strafzahlungen verurteilt, die allesamt in Berufungsverfahren wieder kassiert wurden. Nichtsdestotrotz dürfte das jetzige Urteil gegen Monsanto die Verunsicherung der Verbraucher weiter schüren und das Image des neuen Monsanto-Eigentümers Bayer nicht nur an der Börse ankratzen.