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Banken geben grünes Licht für Fusion von Kaufhof und Karstadt

Nach monatelangen Verhandlungen ist der Weg für einen Zusammenschluss der beiden Kaufhausketten Kaufhof und Karstadt frei. Die Banken haben nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ den Fusionsplänen zugestimmt. Karstadt-Eigentümer Signa soll dabei mit knapp 51 Prozent die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Experten gehen davon aus, dass der Kaufvertrag zwischen Signa und der Kaufhof-Eigentümerin HBC bis zum 15. September unterzeichnet wird.

5.000 Stellen fallen weg

INFO-BOX:
Karstadt
Das erste Karstadt-Geschäft wurde von Rudolf Karstadt 1881 in Wismar eröffnet. 1977 erwarb Karstadt eine Mehrheitsbeteiligung an der Neckermann Versand AG und fusionierte 1999 mit Quelle zur KarstadtQuelle AG. Von 2007 bis 2010 war Karstadt eine Tochtergesellschaft der Arcandor AG. 2009 musste Karstadt Insolvenz anmelden und wurde 2010 an den Investor Nicolas Berggruen verkauft, der das Unternehmen 2014 an die Signa Holding von René Benko weiterveräußerte.
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Bereits Anfang Juli hatten sich der österreichische Karstadt-Eigner René Benko mit seiner Signa Holding und die nordamerikanische Hudson’s Bay Company (HBC) als Kaufhof-Inhaber auf eine Zusammenlegung der beiden Unternehmen geeinigt. Wegen der desolaten Finanzsituation bei Kaufhof sollen dort rund 5.000 der insgesamt knapp 20.000 Arbeitsplätze wegfallen. Für die verbleibenden Mitarbeiter soll es keine Jobgarantien geben, zudem kommt auf sie ein Sanierungstarifvertrag mit schlechteren Konditionen als bisher zu. Vor rund drei Jahren hatte die HBC mit dem Kredit eines Bankenkonsortiums unter Führung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) 41 Kaufhof-Immobilien erworben. Da HBC die vereinbarten Kreditbedingungen in dieser Zeit kein einziges Mal erfüllt habe, favorisierten die Banken zunächst einen Ausstieg der Kanadier, gaben sich dann aber mit einer Mehrheitsbeteiligung zugunsten von Signa zufrieden. Der Kredit wird in diesem Zuge um sieben Jahre verlängert.

Kaufhof, Karstadt und Karstadt Sport sollen nun zur „Europäischen Warenhaus AG“ verschmelzen. Das Management wird in Gänze von Signa übernommen, dabei sollen laut „Süddeutscher Zeitung“ der bisherige Karstadt-Chef Stephan Fanderl und der Finanzchef des Konzerns Miguel Müllenbach an der Spitze der operativen Leitung stehen. HBC wird ausschließlich durch Vertreter im Aufsichtsrat repräsentiert. Kaufhof betreibt in Deutschland 96 Filialen, zu Karstadt gehören 82 Warenhäuser. Beide Ketten stehen seit Jahren finanziell auf wackeligen Füßen. Nach zwölf Verlustjahren in Folge konnte Karstadt im vergangenen Geschäftsjahr erstmals wieder einen kleinen Überschuss in Höhe von 1,4 Millionen Euro erzielen.

Zweitgrößter Warenhauskonzern Europas entsteht

Die großen Warenhäuser stehen wegen des wachsenden Onlinehandels sowie durch die Einkaufszentren in den Innenstädten immer mehr unter Druck. Durch den Zusammenschluss der bisherigen Rivalen sollen nicht nur Kosten gespart, sondern auch teure Rabattschlachten vermieden werden. Mit der Fusion entsteht nach dem spanischen Unternehmen „El Corte Inglés“ der zweitgrößte Warenhauskonzern Europas. Mit rund 15 Milliarden Euro macht der Platzhirsch aber fast den dreifachen Jahresumsatz von Kaufhof und Karstadt zusammen.