BMW-Chef Harald Krüger wird seinen im April kommenden Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Dies gab der Automobilkonzern heute in einer Mitteilung bekannt und bestätigte damit Informationen des „Spiegel“. Der Aufsichtsrat werde am 18. Juli über Krügers Nachfolge beraten. Krüger selbst erklärte, er wolle sich „beruflich neu orientieren“. Experten gehen jedoch davon aus, dass Krüger mit seinem Schritt einer Absetzung durch das Gremium zuvorkommt. Dem Manager wird unter anderem ein zu zögerlicher Umbau innerhalb des Konzerns hin zur Elektromobilität vorgeworfen.
1. Krüger in Hauptversammlung angezählt
2. Spitzenposition im Premium-Segment an Mercedes verloren
Krüger in Hauptversammlung angezählt
Vorstandsvorsitzende von BMW seit 1918 |
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1918-1942: Franz J. Popp 1942-1944: Fritz Hille 1945: Wilhelm Schaaf 1948-1957: H. Grewenig 1957-1960: Heinrich Richter-Brohm 1962-1965: K.-Heinz Sonne 1965-1969: Gerhard Wilcke 1970-1993: Eberhard von Kuenheim 1993-1999: Bernd Pischetsrieder 1999-2002: Joachim Milberg 2002-2006: Helmut Panke 2006-2015: N. Reithofer seit 2015: Harald Krüger |
BMW-Geschichte |
Nach Angaben der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ soll Produktionsvorstand Oliver Zipse die Nachfolge Krügers antreten. Der 55-Jährige könnte schon in der anstehenden Aufsichtsratssitzung ernennt werden. Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich, der ebenfalls als Nachfolgekandidat im Gespräch war, soll hingegen auf seinem bisherigen Posten bleiben. Zipse war im Mai 2015 in den BMW-Vorstand berufen worden und folgte damals Krüger auf dem Posten des Produktionsvorstands. BMW wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern.
Schon bei der Hauptversammlung im Mai musste sich Krüger nicht nur massive Kritik gefallen lassen, sondern wurde auch öffentlich angezählt. Daniela Bergoldt von der Aktionärsvereinigung DSW sagte damals: „Sie haben sich zu lange auf einer Position der Stärke ausgeruht.“ Die Vorreiterrolle in der Elektro-Sparte habe man verspielt. Daher erwarte sie „eine Modelloffensive, die Tesla vom Tisch bläst.“ Krüger kündigte ebenfalls auf der Versammlung drastische Einsparungen an („Es gibt keine Tabus. Wir drehen jeden Stein um.“), diese konnten seine geschwächte Position aber nicht mehr festigen.
Spitzenposition im Premium-Segment an Mercedes verloren
In Krügers Amtszeit hat der bayerische Autokonzern seine Position als Nummer eins unter den Premiummarken an Mercedes verloren. Zudem hatte BMW im vergangenen Jahr mit zwei Gewinnwarnungen überrascht, in der Autosparte fiel 2019 erstmals seit rund zehn Jahren ein Quartalsverlust an. Auch die weiteren Aussichten für das laufende Jahr sind angesichts einer drohenden hohen Kartellstrafe der Europäischen Kommission trotz Modelloffensive und steigenden Absatzzahlen eher durchwachsen.