home Wirtschaft Konzernumbau: Commerzbank-Gewinn geht um 221 Millionen Euro zurück

Konzernumbau: Commerzbank-Gewinn geht um 221 Millionen Euro zurück

Die Commerzbank hat im vergangenen Jahr deutlich weniger Gewinn eingefahren als im Jahr zuvor. Unter dem Strich sank der Gewinn 2019 um ein Viertel auf 644 Millionen Euro. Schuld seien eine höhere Steuerlast sowie Restrukturierungsaufwendungen durch den laufenden Konzernumbau, teilte das Geldinstitut bei der Vorlage der Bilanz in Frankfurt am Main mit. Analysten hatten allerdings mit noch schlechteren Zahlen gerechnet.

Dividende wird auf 15 Cent gekürzt

INFO-BOX:
Commerzbank
Am 26. Februar 1870 gründeten vorwiegend hanseatische Kaufleute, Merchant Banker und Privatbankiers die Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg. In Deutschland war die Commerzbank zunächst in Hamburg tätig, bis 1897 Filialen in Berlin und auch in Frankfurt am Main hinzu kamen. Nach der 1905 erfolgten Fusion mit der Berliner Bank verlagerte sich der geschäftliche Schwerpunkt zunehmend nach Berlin. Seit 1990 hat die Commerzbank ihren Sitz in Frankfurt am Main und betreut mehr als 13 Millionen Kunden im In- sowie über fünf Millionen Kunden im mittel- und osteuropäischen Ausland.
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Für das vierte Quartal des vergangenen Jahres meldete die Bank einen Nettoverlust von 54 Millionen Euro nach einem Gewinn von 113 Millionen im Vorjahreszeitraum. Von der Bank selbst befragte Analysten hatten allein hier mit einem Fehlbetrag von rund 99 Millionen Euro gerechnet. Für das Gesamtjahr hatten die Experten einen Rückgang des Gewinns auf 586 Millionen Euro prognostiziert. 2018 hatte die Commerzbank noch einen Gewinn in Höhe von 865 Millionen Euro erwirtschaftet. Immerhin gab es auch erfreuliche Nachrichten: Der Umsatz kletterte leicht auf 1,26 Milliarden Euro. Auch die Erträge konnten leicht auf 8,64 Milliarden Euro (zuvor 8,57 Milliarden) zulegen. Je Aktie verdiente das Institut damit 51 Cent. Die mageren Ergebnisse haben auch Folgen für die Aktionäre. Laut Vorschlag des Vorstands soll die Dividende um fünf auf dann noch 15 Cent gekürzt werden.

Commerzbank-Chef Martin Zielke zeigte sich mit dem Gesamtergebnis dennoch zufrieden. „Bei der Strategie haben wir bereits greifbare Fortschritte erzielt. Das stimmt mich mit Blick auf unsere Renditeerwartung optimistischer, als ich im vergangenen Herbst war“, sagte der Vorstandschef. Die Strategie „Commerzbank 5.0“ sieht den Abbau von konzernweit 4.300 Arbeitsplätzen, die Schließung von 200 der 1.000 bestehenden Filialen und die vollständige Übernahme der Online-Tochter Comdirect vor. Außerdem will sich die Bank von der polnischen Tochter mBank trennen.

Branchenexperten zufolge gab es zuletzt einen aussichtsreichen Bieter für die mBank, nachdem sich andere potenzielle Käufer aus Furcht vor einer Einmischung der polnischen Regierung zurückgezogen hatten. Zielke will den Verkauf weiter vorantreiben, allerdings „nicht zu jedem Preis“. Entscheidend sei, welchen Erlös die Commerzbank erzielen könne. Derweil könnten bei der Bank neue Einschnitte drohen. Derzeit würde man „weitere Einsparpotenziale“ ausloten, die „über die bereits kommunizierten hinausgehen“, sagte die neue Finanzchefin Bettina Orlopp. Spätestens zur Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal Anfang August will man hier konkreter werden.

Commerzbank leidet unter Rahmenbedingungen und Konkurrenz

An den schwierigen Rahmenbedingungen für die Commerzbank dürfte sich in Deutschland so schnell nichts ändern. Das Geschäft mit Privatkunden und kleinen Unternehmen teilen weiterhin die öffentlich-rechtlichen Sparkassen und die Genossenschaftsbanken unter sich auf. Hinzu kommen die Nullzinspolitik der EZB, internationale Handelskonflikte und die damit einhergehende schwache Konjunkturentwicklung. Daher werde man die Risikovorsorge auf über 650 Millionen Euro erhöhen, teilte die in der Finanzkrise teilverstaatlichte Bank mit. Die Aktie der Commerzbank, die in zwei Wochen ihr 150-jähriges Bestehen feiert, legte im frühen Handel zwar um 4,7 Prozent zu. Im Vergleich zum Branchenprimus Deutsche Bank blieben die Titel allerdings weit zurück. Während die Papiere der Deutschen Bank seit Jahresbeginn ein Plus von 40 Prozent verzeichnen, kletterten die Aktien der Commerzbank im selben Zeitraum nur um magere fünf Prozent.