Die von der Corona-Pandemie schwer getroffene britische Fluggesellschaft easyJet muss erstmals in ihrer Unternehmensgeschichte einen Jahresverlust hinnehmen. Dieser werde vor Steuern bei 815 bis 845 Millionen Pfund (etwa 930 Millionen Euro) liegen, teilte das Unternehmen bei der Vorlage der Jahreszahlen mit. Als Grund nennt die Airline drastisch gesunkene Passagierzahlen im Zuge der Corona-Krise. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnete man rund 50 Prozent weniger Fluggäste als im Jahr zuvor.
1. Ein Drittel des easyJet-Personals musste bereits gehen
2. Ryanair: Krise wird Spreu vom Weizen trennen
Ein Drittel des easyJet-Personals musste bereits gehen
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easyJet wurde am 18. Oktober 1995 von dem britischen Unternehmer Stelios Haji-Ioannou gegründet. Firmensitz und Heimatflughafen der Airline ist London-Luton. Die beiden ersten Flugzeuge waren zwei von British Airways geleaste Boeing 737-200. Heute ist easyJet die zweitgrößte Billigfluggesellschaft Europas nach Ryanair. In Deutschland nutzt easyJet den Flughafen Berlin-Schönefeld seit 2004 als Basis. 2017 übernahm man zudem einen Teil der Start- und Landerechte der insolventen Air Berlin am Flughafen Berlin-Tegel. |
Doch all dies reicht offenbar nicht aus. Medienberichten zufolge signalisierte easyJet der britischen Regierung, eine weitere Finanzspritze zu benötigen. Dies und die jetzt vorliegenden Geschäftszahlen führte an der Börse zu weiteren Verlusten. Die Aktie des Unternehmens hat seit dem Jahreswechsel rund zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt. Unter den großen Fluglinien Europas gaben nur die Papiere von Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG stärker nach. Eine Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr wird es für Aktionäre wohl nicht geben – der Verwaltungsrat hat davon abgeraten. easyJet-Chef Johan Lundgren forderte ein „maßgeschneiderte Maßnahmenpaket“, das es Fluggesellschaften ermöglichen soll, eine Erholung der Wirtschaft nach der Pandemie zu unterstützen. „Der Luftverkehr sieht sich nach wie vor mit der größten Bedrohung in seiner Geschichte konfrontiert“, sagte Lundgren. Zu einer Prognose für das neue Geschäftsjahr sah sich der easyJet-Chef angesichts der unsicheren Geschäftsaussichten und der schwachen Ticketnachfrage im Zuge der Pandemie nicht in der Lage.
Ryanair: Krise wird Spreu vom Weizen trennen
Auch easyJet-Konkurrent Ryanair leidet unter dem Rückgang der Passagierzahlen. Allerdings erweist sich der irische Billigflieger als erstaunlich krisenresistent. Konzern-Chef Michael O’Leary betonte zuletzt immer wieder, dass Ryanair über eine prall gefüllte Kasse von umgerechnet 3,9 Milliarden Euro verfüge und zudem 333 schuldenfreien Boeing-Jets sein Eigen nenne. Nach seiner Einschätzung dürfte die Corona-Pandemie in der Luftfahrtbranche die Spreu vom Weizen trennen. „Schwache, kleine Airlines werden diese Krise nicht überstehen können“, sagte der 59-Jährige bereits im Sommer. Ryanair-Marketingchef Dara Brady sagte, aus seiner Sicht werde es nach der Krise in Europa nur noch vier bis fünf große Airlines geben. Neben Ryanair hätten aus seiner Sicht Lufthansa, Air France-KLM und IAG die besten Karten. Kleinere Konkurrenten wie easyJet könnten hingegen bei einer länger anhaltenden Flaute sogar zu Übernahmekandidaten werden.