home Auto, Wirtschaft eActros: Mercedes stellt ersten elektrischen Serien-LKW vor

eActros: Mercedes stellt ersten elektrischen Serien-LKW vor

Mercedes Benz-Trucks hat am Mittwoch die Serienversion seines batterie-elektrischen LKWs „eActros“ präsentiert. Ab Oktober soll der Elektro-LKW als Zwei- bzw. Dreiachser mit 19 bzw. 27 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht und 10,6 bzw. 17,7 Tonnen Nutzlast erhältlich sein. Die drei bzw. vier eingebauten Batteriepakete mit je 105 kWh bringen es so auf eine Gesamtkapazität von 315 bzw. 420 kWh und eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern. Gebaut wird der eActros im Werk Wörth am Rhein.

eActros drei Jahre im Probebetrieb getestet

Seit 2018 wurden zehn Prototypen des E-Trucks im Alltagseinsatz bei insgesamt 20 Unternehmen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz getestet. Dabei spulten die Fahrzeuge rund eine halbe Million Kilometer ab. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse flossen jetzt in das Serienmodell ein. „Wir müssen anerkennen, dass Transport ein Teil des Problems ist, wenn es um den Klimawandel geht. Gleichzeitig können und werden wir Teil der Lösung sein“, sagte Karin Rådström, Vorstandsmitglied der Daimler Truck AG. Der eActros ist „für unsere Kunden ein großer Schritt in Richtung CO2-neutraler Straßengüterverkehr“.

Angetrieben wird der Truck von zwei Elektromotoren, die zusammen 330 kW (445 PS) Dauerleistung und bis zu 400 kW (540 PS) Spitzenleistung entwickeln. Geladen werden können die Batterien mit bis zu 160 kW Leistung. Die Reichweite bemisst sich unter anderem danach, wieviel Bremsenergie während der Fahrt zurückgewonnen werden kann. Um die Umstellung auf Elektro-LKWs zu unterstützen, will Mercedes Kunden zudem helfen, Ladestationen auf dem Firmengelände zu errichten und die erforderliche Netzanbindung herzustellen.

Besonders für Einsatz in Innenstädten geeignet

INFO-BOX:
Daimler Truck AG
Die Daimler Truck AG hat ihren Sitz in Stuttgart und ist seit 1. November 2019 einhundertprozentiges Tochterunternehmen der Daimler AG. Die Daimler Truck AG ist der weltweit größte Nutzfahrzeug-Hersteller mit mehr als 35 Haupt-Standorten und über 100.000 Beschäftigten.
mehr dazu
Günstig wird der eActros für die Kunden allerdings nicht. Der mittelgroße LKW werde etwa drei Mal so viel wie ein vergleichbares Modell mit konventionellem Antrieb kosten, sagte Mercedes Benz-Trucks Marketing- und Vertriebschef Andreas von Wallfeld. Grund dafür sind vor allem hohe Batteriekosten. Man rechne daher zunächst mit einem „moderaten“ Markthochlauf. Hinter einer zunächst kleineren Stückzahl stehen allerdings auch Qualitätsgründe. „Wir wollen sicherstellen, dass die Qualität von Anfang an stimmt“. Im kommenden Jahr rechne man dann mit einer deutlich steigenden Nachfrage.

Dank seines mit nur 60 dB leisen und emissionsfreien Antriebs sei er besonders für Lieferungen in sensiblen Bereichen wie Innenstädten geeignet. Angeboten werden soll der eActros zunächst in zwölf europäischen Ländern. Weitere interessante Märkte seien Australien, China, Russland und Südafrika, so von Wallfeld. Der eActros ist aber lediglich der Anfang. Für 2024 hat Mercedes bereits den elektrischen Sattelschlepper eActros „Long Haul“ angekündigt. Der 40-Tonner mit bis zu 500 Kilometern Reichweite soll den Fernverkehr weniger umweltschädlich machen.

Daimler plant neben Elektro- auch Wasserstoff-LKWs

Der Daimler-Konzern hat sich bereits vor längerer Zeit das Ziel gesetzt, bis 2039 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zu verkaufen. Angetrieben wird dieses Ziel auch von den Klimazielen der EU, die im Juli nochmals verschärft werden. Schon bis 2025 erwarten der Konzern und Experten für den LKW-Markt, dass die Gesamtkosten für Diesel- und Elektro-Trucks (Anschaffung, Unterhalt und Energiekosten) in etwa gleich sind. Allerdings rechne man mit deutlichen regionalen Unterschieden. Es komme stark auf die staatliche Förderung und den jeweiligen Dieselpreis im Land an, sagte von Wallfeld. In Deutschland seien bereits Anreize für einen Umstieg gesetzt. So hat der Bund 2020 eine Abwrackprämie für Nutzfahrzeuge von bis zu 15.000 Euro beschlossen.

Beim Elektro-Truck soll es indes nicht bleiben. So plant Daimler, auch Wasserstoff-Laster mit Brennstoffzellenantrieb auf den Markt zu bringen. Dazu baut der Konzern aktuell zusammen mit Volvo im Joint-Venture-Unternehmen Cellcentric eine eigene Fertigung von Brennstoffzellen auf. Die ersten Wasserstoff-LKWs sollen dann 2027 auf den Markt kommen.