Die Inflation in Deutschland ist auf den höchsten Stand seit fast 28 Jahren gestiegen. Waren und Dienstleistungen waren im August durchschnittlich 3,9 Prozent teurer als im Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mit. Einen stärkeren Preisanstieg gab es zuletzt in der Zeit nach der Deutschen Wiedervereinigung. Im Dezember 1993 stieg die Teuerungsrate auf 4,3 Prozent. Dieser Rekord könnte fallen. „Wir bleiben auf dem Weg zu fünf Prozent Teuerung am Jahresende“, so Chefökonom Michael Heise von HQ Trust.
1. Energiepreise 12,6 Prozent höher als vor Jahresfrist
2. Beschäftigte müssen Reallohnverluste hinnehmen
Energiepreise 12,6 Prozent höher als vor Jahresfrist
Inflation |
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Inflation bezeichnet den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus einer Ökonomie über einen bestimmten Zeitraum. Steigt das allgemeine Preisniveau, kann jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Somit stellt die Inflation die Abnahme der Kaufkraft pro Geldeinheit dar, also den realen Wertverlust des Zahlungsmittels. Das Gegenteil der Inflation ist die Deflation (Rückgang des allgemeinen Preisniveaus). |
„Ohne die Sondereffekte der Mehrwertsteuererhöhung, der Energiepreise und des ungewöhnlichen Sommerwetters läge derzeit die Inflation bei rund zwei Prozent“, so Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. „Hinzu kommen derzeit Lieferschwierigkeiten von Vorprodukten, die ebenfalls die Teuerung etwas nach oben treiben. Friedrich Heinemann vom Mannheimer ZEW-Institut rechnet damit, dass sich die Lage erst Anfang kommenden Jahres wieder beruhigen dürfte. „Aber auch danach ist eine Rückkehr zu moderaten Inflationsraten unter zwei Prozent keineswegs sicher“. Das sehen auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher so. In einer Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) geht die Mehrheit der mehr als 2.000 Befragten davon aus, dass die Inflation hierzulande in den kommenden Jahren so hoch bleiben wird wie aktuell (33 Prozent) oder gar über fünf Prozent steigen wird (31 Prozent).
Beschäftigte müssen Reallohnverluste hinnehmen
Die Europäische Zentralbank (EZB), für die stabile Preise im Euroraum der 19 Länder das zentrale Ziel sind, hat sich mit ihrer neuen Strategie bereits mehr Flexibilität beim Umgang mit vergleichsweise hohen Inflationsraten verschafft. Sie strebt nun für den Währungsraum eine jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent an und ist dabei zumindest zeitweise bereit, ein moderates Über- oder Unterschreiten dieser Marke zu tolerieren. Besonders für Sparer die ihr Geld etwa auf nur noch minimal verzinsten Tagesgeldkonten parken, sind steigende Inflationsraten bitte. Ihre Guthaben verlieren dadurch unter dem Strich an Wert. Lohnsteigerungen, die diesen Effekt abfedern könnten, sind angesichts der Zurückhaltung in vielen Branchen wegen der Corona-Pandemie nicht in Sicht. Im Gegenteil. Im zweiten Quartal stiegen die Löhne der Tarifbeschäftigten hierzulande im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,9 Prozent. Da die Verbraucherpreise aber im gleichen Zeitraum um 2,4 Prozent zulegten, ergaben sich für die Beschäftigten sogar Reallohnverluste.