In der Einsatzzentrale der Berliner Polizei stehen die Telefone nie still. Mehr als zwei Notrufe gehen bei den Beamten pro Minute ein – allerdings sind längst nicht alle Anrufer in einer echten Notlage. Rund ein Viertel aller 110-Telefonate sind unnötig. Dies ist nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich, weil belegte Leitungen die Hilfe bei echten Notfällen verlangsamen. Als Reaktion auf dieses Problem hat man in Berlin nun eine Kampagne auf Facebook und auf Twitter unter dem Hash-Tag #NoNotruf gestartet und macht über diese die unsinnigsten Anfragen publik.
1. „Notlage“: Ladenbetreiber verweigert Annahme von Pfandflaschen
2. Mehr als 1.000 Fehlalarme pro Tag
„Notlage“: Ladenbetreiber verweigert Annahme von Pfandflaschen
Dass manche Anrufer den Begriff „Notlage“ etwas freier interpretieren, zeigen die ersten schon heute veröffentlichten Beispiele eindrücklich – etwa wenn das Wetter nicht zu den Tagesplänen passt. „Hallo Polizei, können Sie mich zum Supermarkt fahren? Es regnet draußen und ich will nicht laufen“, fragte ein Hauptstadtbewohner und verwechselte die Beamten offenbar mit einem Taxi-Unternehmen. Ähnlich ernst war die Situation eines Anrufers, der sich über die langsame Reparatur seiner Heizdecke beschwerte. Diese dauere schon seit fünf Wochen an.
Anrufer singt: „Es geht mit gut, das macht die Liebe …“
17.9./14.06 Uhr#NoNotruf— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 21. November 2016
„Ich habe eine Freundin, die ist geistig nicht auf der Höhe. Die will ich nicht mehr als Freundin.“#live#NoNotruf
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 21. November 2016
„Ich habe aus Versehen meine Telefongebühren an den falschen Anbieter überwiesen.“#Live#NoNotruf
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 21. November 2016
„Ich möchte hier im Krankenhaus schneller bedient werden. Ich erwarte eine zügige Aufnahme.“
21.10. / 19:51 Uhr#NoNotruf— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 21. November 2016
In anderen Fällen werden die 40 Polizisten der Zentrale mit für die Betroffenen durchaus ernsten Geschichten konfrontiert, bei denen ein Notruf nichtsdestotrotz keine Lösung bringen kann. So beschwerte sich jemand über die Schwiegertochter, die es auf das Erbe abgesehen habe oder einen Ladenbetreiber, der die Annahme von Pfandflaschen verweigert.
Mehr als 1.000 Fehlalarme pro Tag
Trotz des unbestreitbaren Unterhaltungswertes wollen die Beamten mit der Aktion auf ein ernstes Problem aufmerksam machen. Weil die falschen Notrufe sich täglich auf fast 1.000 Stück summieren, stellen sie eine erhebliche Zusatzbelastung dar. Kommt in der Zeit, in der die Beamten derartige Sachverhalte klären, ein echter Notfall herein, muss dieser in der Warteschleife ausharren, bis ein Polizist ihn übernehmen kann. Im Ernstfall kostet dies wertvolle Zeit. Um die Sensibilität der Bürger dafür zu schärfen, soll die #NoNotruf-Kampagne noch bis zum 25. November weitergeführt werden. Damit kommt man auch den vermeintlich in Not Befindlichen entgegen. Rein rechtlich könnten diese auch wegen des Missbrauchs von Notrufen zur Verantwortung gezogen werden. In schweren Fällen wären dann sogar Freiheitsstrafen möglich.