Im bulgarischen Warna treffen heute Abend erstmals seit zehn Monaten Spitzenpolitiker der EU mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan zusammen. Im Vorfeld sagte Erdogan, weiterhin auf den EU-Beitritt seines Landes hinarbeiten zu wollen. Auf europäischer Seite mehren sich derweil die Stimmen, die sich gegen eine Aufnahme aussprechen.
1. Österreich-Kanzler Kurz will keinen Beitritt
2. Streit um Vorgehen in Syrien und auf dem Mittelmeer
Österreich-Kanzler Kurz will keinen Beitritt
EU-Beitritt |
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Nach Artikel 49 des EU-Vertrags hat jedes europäische Land, das die 1993 formulierten Kopenhagener Kriterien erfüllt, das Recht, die Mitgliedschaft in der EU zu beantragen. Dem Beitritt müssen alle EU-Staaten zustimmen. Vor diesem muss der Beitrittskandidat die Gesamtheit des EU-Rechts im eigenen Land umsetzen. Seit der Gründung des Vorgängers EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) 1957 mit sechs Staaten ist die EU heute auf 28 Mitgliedsländer ange-wachsen. |
Erdogan will hingegen an einer Vollmitgliedschaft festhalten, wie er vor seiner Abreise nach Warna bekräftigte. Das strategische Ziel bleibe der Beitritt zur EU. Er werde es gewissen Kreisen nicht erlauben, die Türkei daran zu hindern, der EU als respektiertes, gleichberechtigtes Mitglied beizutreten, hieß es weiter. Gespräche darüber werden seit 2005 geführt, sind aber immer wieder ins Stocken geraten. Von dem Treffen erhofft sich der türkische Präsident nun eine positive Entwicklung, stellte aber auch Forderungen an seine Gesprächspartner. Die EU solle den türkischen Kampf gegen den Terror bedingungslos unterstützen. Gemeint ist damit der türkische Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG im Norden Syriens, die von der Türkei als Terrororganisation betrachtet wird.
Streit um Vorgehen in Syrien und auf dem Mittelmeer
Damit sprach Erdogan einen weiteren Punkt an, der derzeit für Spannungen sorgt. Das Vorgehen der türkischen Armee gegen die Miliz wurde von verschiedener Seite kritisiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte die Militäroffensive „bei allen berechtigten Sicherheitsinteressen der Türkei“ inakzeptabel. Kurz forderte, die Türkei solle in Syrien und der Region eine konstruktive Rolle spielen. Nach den Fortschritten im Kampf gegen den IS brauche das Land Frieden und keine weitere militärische Eskalation. Ein weiteres Streitthema sind Zwischenfälle im Mittelmeer, bei denen die türkische Marine gegen italienische und griechische Boote vorging. Die EU warf der Türkei deshalb illegale Handlungen vor, was die türkische Regierung ihrerseits als „inakzeptabel“ zurückwies. Einfache Gespräche sind unter diesen Vorzeichen nicht zu erwarten.