Der Biathlon-Weltverband IBU soll seit 2011 insgesamt 65 Dopingfälle vertuscht haben. Dies berichtet der norwegische Fernsehsender NRK sowie die norwegische Zeitung Verdens Gang unter Berufung auf Ermittler. Zuvor hatte es bereits entsprechende Hinweise des russischen Whistleblowers und früheren Leiter des Anti-Doping-Labors in Moskau, Grigori Rodtschenkow, gegeben.
1. Besseberg und Resch müssen Ämter ruhen lassen
2. Deutscher Skiverband: „Schlag ins Gesicht“
Besseberg und Resch müssen Ämter ruhen lassen
Anders Besseberg |
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Anders Besseberg gehörte dem Biathlon-Nationalkader Norwegens an. 1973 gewann er mit der Auswahl der Region Numedal die Norwegische Staffelmeisterschaft. Von 1970 bis 1975 war er als Dozent an der Universität Oslo beschäftigt. 1976 wurde er Nationaltrainer Norwegens, 1980 wechselte er ins technische Komitee der IBU. 1988 wurde er deren Vizepräsident. Seit 1992 leitet er als Nachfolger von Igor Nowikow den Biathlon-Weltverband. |
Besseberg, der seit 1993 an der Spitze des Biathlon-Weltverbandes steht, hatte zuvor die kolportierten Vorwürfe bestätigt: „Es wird behauptet, dass wir verdächtigen Proben nicht nachgegangen sind und dass es russische Athleten gab, die mit verbotenen Substanzen im Körper an der WM 2017 teilgenommen und dabei Preisgelder erkämpft haben.“ Allerdings glaube er ebenso, im Einklang mit den Richtlinien gehandelt zu haben. „Aber ich kann nicht sagen, ob die Ermittler das genauso sehen.“
Durch Schmiergelder zur Vertuschung positiver Dopingproben und „erschwindelte Preisgelder“ soll laut den Ermittlern ein Gesamtschaden in Höhe von 275.000 Euro entstanden sein. Bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen 2017 hatte die russische Männerstaffel Gold und die Mixed-Staffel Silber gewonnen. Preisgelder verteilt die IBU aber auch für Platzierungen außerhalb der Podestränge.
Deutscher Skiverband: „Schlag ins Gesicht“
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) reagierte zurückhaltend auf die Vorfälle und drückte sein „vollstes Vertrauen in die ermittelnden Behörden“ aus. Entsetzen herrscht hingegen beim Deutschen Skiverband (DSV), der die Vorgänge bei der IBU als „nicht gut für den Sport im Allgemeinen und den Biathlon im Speziellen“ bezeichnete. Man gehe davon aus, dass Razzien nicht ohne Grund und ohne Indizien erfolgen, so DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach. Sollten sich die Verdächtigungen erhärten oder gar bestätigen, wäre dies „ein Schlag in das Gesicht des gesamten organisierten Sports.“