home Auto, Politik 130 km/h: Deutscher Verkehrssicherheitsrat für generelles Tempolimit auf Autobahnen

130 km/h: Deutscher Verkehrssicherheitsrat für generelles Tempolimit auf Autobahnen

Die Diskussion um Tempolimits auf deutschen Autobahnen nimmt erneut Fahrt auf. Nun schließt sich auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) der Forderung nach einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung an. Damit bröckelt die Front der Gegner weiter. Durch ein Tempolimit könne die Zahl der Verkehrsopfer sinken, teilte der DVR nach einem Beschluss des Vorstands mit. Der neuen Positionierung des Verkehrssicherheitsrats waren nach Auskunft einer Sprecherin zahlreiche Expertenanhörungen sowie eine kontroverse Debatte vorausgegangen, die ein Jahr dauerte.

Stimme des Verkehrssicherheitsrats hat Gewicht

INFO-BOX:
Deutscher Verkehrs-sicherheitsrat (DVR)
Der Deutsche Verkehrs-sicherheitsrat e.V. (DVR) wurde 1969 gegründet, hat aktuell rund 200 Mitglieder und seinen Hauptsitz in Bonn. Der Vereinszweck ist die Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. Schwerpunkte sind dabei Fragen der Verkehrs-technik, Verkehrserziehung und -aufklärung, des Verkehrsrechts und der Verkehrsüberwachung.
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Damit erhöht sich auch der Druck auf die Politik, ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen einzuführen. „Die Stimme des DVR hat Gewicht, weil er eine Allianz aus vielen gesellschaftlichen Bereichen bildet“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kirsten Lühmann. Dessen Lobbyarbeit könnte der Forderung nach einem Tempolimit nun mehr Gewicht verleihen. „Die Kraft, die von einem Tempolimit überzeugt werden müsste, ist die CSU“, so Lühmann. „Hier kann der DVR einen Umdenkprozess einleiten.“ Ein generelles Tempolimit in Deutschland ist heftig umstritten, auch innerhalb der Großen Koalition. Besonders das CSU-geführte Verkehrsministerium sperrt sich seit Jahren dagegen. Für Aufsehen hatte Anfang des Jahres das Umschwenken des größten deutschen Automobilclubs ADAC gesorgt, der sich nun „nicht mehr grundsätzlich“ gegen ein Tempolimit ausspricht.

Nach Informationen der Deutschen Presseagentur (dpa) war die Abstimmung im Vorstand des Verkehrssicherheitsrats jedoch knapp. Für ein generelles Tempolimit stimmten demnach zehn Mitglieder, vier waren dagegen, elf enthielten sich. Im Vorstand des DVR sind Vertreter von Unfallversicherungen, Verkehrsverbänden, Automobilclubs, des TÜV und auch der Automobilindustrie. DVR-Präsident Walter Eichendorf teilte mit, es sei die Aufgabe des Verkehrssicherheitsrats, sich für alle Maßnahmen einzusetzen, die Verkehrsunfälle mit Getöteten oder Verletzten verhinderten. Dazu zähle auch das generelle Tempolimit auf Autobahnen. Eichendorf war vor seiner Tätigkeit beim DVR Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Eine Begrenzung auf 130 km/h halte man für richtig, weil dieser Wert als aktuelle Richtgeschwindigkeit auf Autobahnen bekannt und zudem europaweit das häufigste Tempolimit sei. Auf geeigneten Streckenabschnitten könne man aber auch ein höheres Tempolimit durch dort angebrachte Schilder erlauben.

Zahl der Verkehrstoten unverändert hoch

Die Sicherheit deutscher Autobahnen liegt nach Angaben des DVR EU-weit nur im Mittelfeld. Und auf rund 70 Prozent von ihnen gelte kein Tempolimit. Das sei einzigartig in der EU. Alle anderen Länder hätten seit Jahren ein generelles Tempolimit, das meist bei 130 km/h liege. Die Bundesregierung habe sich in ihrem Verkehrssicherheitsprogramm aus dem Jahr 2011 zudem das Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken. „Hiervon ist Deutschland weit entfernt“, sagte Eichendorf.

Die Forderung nach einem Tempolimit ist nach Angaben des DVR zwar nur ein Teil eines umfassenden Gesamtpapiers für mehr Sicherheit auf deutschen Autobahnen. Die Geschwindigkeit spiele bei Unfällen aber stets eine besonders wichtige Rolle. So wirke sich entscheid auf die Strecke aus, die ein Fahrzeug in der Reaktionszeit im Hinblick auf ein kritisches Ereignis zurücklege, beispielsweise eine Kollision. Zudem führe eine geringe Geschwindigkeit bei gleicher Reaktionszeit zu einem kürzeren Anhalteweg und zu Unfällen mit weniger dramatischen Folgen.