home Auto, Wirtschaft BMW-Chef Harald Krüger hört 2020 auf – Oliver Zipse Favorit für Nachfolge

BMW-Chef Harald Krüger hört 2020 auf – Oliver Zipse Favorit für Nachfolge

BMW-Chef Harald Krüger wird seinen im April kommenden Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Dies gab der Automobilkonzern heute in einer Mitteilung bekannt und bestätigte damit Informationen des „Spiegel“. Der Aufsichtsrat werde am 18. Juli über Krügers Nachfolge beraten. Krüger selbst erklärte, er wolle sich „beruflich neu orientieren“. Experten gehen jedoch davon aus, dass Krüger mit seinem Schritt einer Absetzung durch das Gremium zuvorkommt. Dem Manager wird unter anderem ein zu zögerlicher Umbau innerhalb des Konzerns hin zur Elektromobilität vorgeworfen.

Krüger in Hauptversammlung angezählt

INFO-BOX:
Vorstandsvorsitzende
von BMW seit 1918
1918-1942: Franz J. Popp
1942-1944: Fritz Hille
1945: Wilhelm Schaaf
1948-1957: H. Grewenig
1957-1960: Heinrich Richter-Brohm
1962-1965: K.-Heinz Sonne
1965-1969: Gerhard Wilcke
1970-1993: Eberhard von Kuenheim
1993-1999: Bernd Pischetsrieder
1999-2002: Joachim Milberg
2002-2006: Helmut Panke
2006-2015: N. Reithofer
seit 2015: Harald Krüger
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BMW-Geschichte
„Die BMW Group ist seit mehr als 27 Jahren meine berufliche Heimat. Nach über zehn Jahren im Vorstand, davon mehr als vier Jahre als Vorstandschef der BMW Group, will ich mich nun beruflich neu orientieren und meine vielfältige internationale Erfahrung in neue Aufgaben und Projekte einbringen“, so Krüger in seinem Statement. Aufsichtsratschef Norbert Reithofer äußerte Verständnis für die Entscheidung Krügers. Er habe „großen Respekt“ und „volles Verständnis“ für dessen weitere Pläne. Krüger, der 2003 in den Vorstand berufen wurde und zuvor u.a. Personalvorstand und Chef der Marken Mini und Rolls Royce war, kam 2015 mit Unterstützung der Eigentümerfamilie Quandt und der Arbeitnehmervertreter als Nachfolger Reithofers an die BMW-Spitze. Man hatte sich damals bewusst für einen Mann entschieden, der bescheiden auftrat, die Mitarbeiter anband und bei allen Fragen stets um Konsens bemüht war.

Nach Angaben der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ soll Produktionsvorstand Oliver Zipse die Nachfolge Krügers antreten. Der 55-Jährige könnte schon in der anstehenden Aufsichtsratssitzung ernennt werden. Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich, der ebenfalls als Nachfolgekandidat im Gespräch war, soll hingegen auf seinem bisherigen Posten bleiben. Zipse war im Mai 2015 in den BMW-Vorstand berufen worden und folgte damals Krüger auf dem Posten des Produktionsvorstands. BMW wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern.

Schon bei der Hauptversammlung im Mai musste sich Krüger nicht nur massive Kritik gefallen lassen, sondern wurde auch öffentlich angezählt. Daniela Bergoldt von der Aktionärsvereinigung DSW sagte damals: „Sie haben sich zu lange auf einer Position der Stärke ausgeruht.“ Die Vorreiterrolle in der Elektro-Sparte habe man verspielt. Daher erwarte sie „eine Modelloffensive, die Tesla vom Tisch bläst.“ Krüger kündigte ebenfalls auf der Versammlung drastische Einsparungen an („Es gibt keine Tabus. Wir drehen jeden Stein um.“), diese konnten seine geschwächte Position aber nicht mehr festigen.

Spitzenposition im Premium-Segment an Mercedes verloren

In Krügers Amtszeit hat der bayerische Autokonzern seine Position als Nummer eins unter den Premiummarken an Mercedes verloren. Zudem hatte BMW im vergangenen Jahr mit zwei Gewinnwarnungen überrascht, in der Autosparte fiel 2019 erstmals seit rund zehn Jahren ein Quartalsverlust an. Auch die weiteren Aussichten für das laufende Jahr sind angesichts einer drohenden hohen Kartellstrafe der Europäischen Kommission trotz Modelloffensive und steigenden Absatzzahlen eher durchwachsen.