home Auto Einigung mit VW: Winterkorn & Co. zahlen Rekord-Schadenersatz wegen Dieselskandal

Einigung mit VW: Winterkorn & Co. zahlen Rekord-Schadenersatz wegen Dieselskandal

Der frühere Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn und drei weitere ehemalige Top-Manager zahlen wegen des Dieselskandals Rekord-Entschädigungen an das Unternehmen. Laut der abschließenden Einigung wurde ein Gesamtbetrag in Höhe von rund 288 Millionen Euro vereinbart, gab Volkswagen am Mittwoch bekannt. Ein Großteil der Gesamtsumme entfällt dabei jedoch auf spezialisierte Haftpflichtversicherungen.

Ex-Manager zahlen rund 18 Millionen Euro zurück

Winterkorn selbst soll 11,2 Millionen Euro an den Konzern zahlen. Auf Ex-Audi-Chef Rupert Stadler entfallen 4,1 Millionen. Die ehemaligen Entwicklungsvorstände von Audi und Porsche, Stefan Knirsch und Wolfgang Hatz hätten sich bereit erklärt, eine bzw. 1,5 Millionen Euro zu zahlen. Dagegen sei der frühere Audi-Technikvorstand Ulrich Hackenberg nicht zu einer Einigung bereit gewesen. Gegen ihn will VW nun gerichtliche Schritte einleiten. An den Verhandlungen waren neben den Anwälten der einstigen Manager mehr als 30 Versicherer beteiligt, deren Anteil sich damit auf rund 270 Millionen Euro beläuft.

Sowohl die persönlichen Zahlungen als auch die versicherte Abdeckung ergäben „mit Abstand die höchste Summe, die ein solches Konsortium in Deutschland jemals auf den Tisch gelegt hat“, hieß es aus Kreisen der Unterhändler. Die nun vereinbarten Zahlungen wurden außerhalb zivil- oder strafrechtlicher Prozesse vereinbart. Die für den 22. Juli angesetzte Hauptversammlung des Konzerns muss die Beschlüsse noch billigen. Vor den Gerichten selbst sind allerdings in bereits laufenden oder demnächst anstehenden Verfahren noch weitere Fragen zu klären.

Winterkorn drohen fünf Jahre Haft wegen Falschaussage

INFO-BOX:
Martin Winterkorn
Martin Winterkorn wurde 1947 in Leonberg geboren. Nach Stationen bei der Robert Bosch GmbH und bei Audi wechselte er 1993 zu VW. Seit 2007 hatte er den Vorstandsvorsitz der Volkswagen AG und den Aufsichtsratsvorsitz der Audi AG inne. Zudem war er von 2009 bis 2015 Vorstandsvorsitzender der Porsche Automobil Holding SE.
So muss sich Winterkorn wegen des Dieselskandals bereits vor dem Landgericht Braunschweig verantworten. In dem Verfahren geht es um den Vorwurf des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs. Winterkorn hat den Vorwurf bereits zurückgewiesen. Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Berlin Anklage gegen Winterkorn wegen uneidlicher Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Abgasaffäre erhoben hat. Er solle „bewusst falsche Angaben“ zu der Frage gemacht haben, zu welchem Zeitpunkt er über den Einsatz einer Software zur Manipulation der Abgaswerte in Dieselfahrzeugen unterrichtet war, so die Behörde.

Der 74-Jährige hatte 2017 vor dem Ausschuss bestritten, vor September 2015 von den Dieselmanipulationen bei Volkswagen gewusst zu haben. Auch will er den Begriff „defeat device“ (Abschalteinrichtung) nicht vor diesem Datum gehört haben. Nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft liegen ihr nun aber Beweise vor, dass Winterkorn spätestens im Juli 2015 im Rahmen einer Chef-Runde über die Diesel-Manipulationen unterrichtet worden sei. Bei einer Verurteilung drohen dem ehemaligen Spitzenmanager bis zu fünf Jahre Haft.

Dieselskandal kostet VW bislang mehr als 32 Millionen Euro

Nach dem Auffliegen der Stickoxid-Manipulationen an Dieselmotoren in den USA im Herbst 2015 kam es zu Verfahren rund um den Globus. Auch Strafjustiz und Verbraucherschützer befassten sich mit dem Ursprung des Skandals, der die Autoindustrie in eine Vertrauenskrise stürzte und Volkswagen bisher mehr als 32 Milliarden Euro kostete. Volkswagen räumte gegenüber dem US-Justizministerium zwar relativ früh seine prinzipielle Schuld an der Täuschung von Kunden und Behörden ein. Ex-Konzernchef Winterkorn selbst hatte jedoch stets beteuert, sich vor Bekanntwerden der Vorwürfe stets nach bestem Wissen korrekt verhalten zu haben. Er habe stets „alles Erforderliche getan und nicht unterlassen, was dazu geführt hätte, den entstandenen Schaden zu vermeiden oder geringer zu halten“.