home Auto, Wirtschaft Milliarden-Abschreibungen: Autozulieferer Continental rutscht in die roten Zahlen

Milliarden-Abschreibungen: Autozulieferer Continental rutscht in die roten Zahlen

Der Reifenhersteller und Autozulieferer Continental wird in diesem Jahr wegen einer milliardenschweren Sonderbelastung voraussichtlich in die Verlustzone geraten. Für das dritte Quartal verbucht das Unternehmen Wertminderungen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern heute in Hannover mitteilte. Zudem will sich Continental von seiner Antriebssparte Vitesco vollständig trennen. „Wir rechnen (…) nicht damit, dass sich die weltweite Produktion von PKW und leichten Nutzfahrzeugen in den kommenden fünf Jahren wesentlich beleben wird“, sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer zu den Maßnahmen. Daher musste man die eigenen Annahmen für die mittelfristige Marktentwicklung anpassen.

Antriebs-Tochter Vitesco soll 2020 als Ganzes an die Börse

Der größte Teil der Wertberichtigungen entfällt auf das Geschäft mit der Innenausstattung von Autos. Außerdem seien Rückstellen für den vor kurzem vorgestellten Konzernumbau in Höhe von 97 Millionen Euro angefallen, so Continental in einer Mitteilung. Die Belastungen würden im dritten Quartal und im Gesamtjahr beim auf die Anteilseigner entfallenden Konzernergebnis zu einem Verlust führen. Mit wesentlichen Auswirkungen auf den Dividendenvorschlag für das laufende Jahr sei jedoch nicht zu rechnen.

INFO-BOX:
Continental
Continental ist nach Bosch mit rund 244.000 Mitarbeitern an über 400 Standorten der größte Automobilzulieferer der Welt. Das 1871 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Hannover. Nach zweimaliger Zurückstufung in den MDAX (u.a. durch einen Übernahmeversuch durch die Schaeffler-Gruppe 2008) ist die Continental-Aktie seit September 2012 wieder im DAX gelistet.
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Zugleich hat sich Continental endgültig von dem Vorhaben verabschiedet, mit einem Börsengang seiner Antriebssparte Vitesco Geld einzunehmen. Die Tochter soll nun stattdessen über eine Abspaltung (Spin-off) im nächsten Jahr komplett an die Börse gebracht werden. Ein zuvor diskutierter Teilbörsengang sei vom Tisch. Formal muss diesen Schritt noch die Hauptversammlung am 30. April kommenden Jahres abnicken. „Im kommenden Jahr soll unser Antriebsgeschäft die erforderliche Selbstständigkeit und Handlungsflexibilität für die anstehenden Wachstumsschritte erhalten“, erklärte Vorstandschef Elmar Degenhart.

Vitesco erwirtschaftete zuletzt mit gut 40.000 Beschäftigten weltweit einen Umsatz von 7,7 Milliarden Euro. Ursprünglich wollte Continental seine Tochter noch 2018 an die Börse bringen, das Umfeld für Neuemissionen entpuppte sich aber als zu schwierig. Zuletzt hatten wegen der anhaltenden Marktunsicherheiten zahlreiche Unternehmen ihre Pläne für einen Börsengang verschieben müssen. Ende September hatte das Unternehmen zudem ein weitreichendes Umbauprogramm beschlossen. Mit tausenden Stellenstreichungen in weniger zukunftsträchtigen Bereichen, möglichen Verkäufen und dem Ausbau von Elektromobilität und Software will Konzernchef Degenhardt gegensteuern und die Kosten senken. Weltweit sollen so bis 2023 rund 15.000 Jobs wegfallen, darunter etwa 5.000 in Deutschland. Insgesamt rechnet das Unternehmen mit Umbaukosten von etwa 1,1 Milliarden Euro.

Autozuliefersparte zieht Konzernergebnis nach unten

Seit über einem Jahr tut sich Continental schwer, sich gegen die Branchenkrise in der Autoindustrie zu stemmen, die vor allem die Zulieferer (so beispielsweise auch Branchenführer Bosch) trifft. Im dritten Quartal lag die operative Marge der Autozuliefersparte vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten bei gerade einmal noch 1,6 Prozent. Insgesamt konnte das Unternehmen seinen Umsatz nach vorläufigen Zahlen zwar um 2,9 Prozent auf etwa 11,1 Milliarden Euro steigern, durch die Schwäche der Autozuliefersparte sackte die konzernweite operative Rendite aber von 7,1 Prozent vor einem Jahr auf 5,6 Prozent ab. Analysten hatten jedoch bereits mit solchen Zahlen gerechnet. Zusammen mit den angekündigten Korrekturen konnte die Continental-Aktie so ein deutliches Plus von zeitweise mehr als drei Prozent verzeichnen. Sie war damit am Nachmittag größter Gewinner im DAX.