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Corona-Vakzin: EMA empfiehlt Zulassung des Totimpfstoffs von Novavax

In der Europäischen Union (EU) kommt ein fünfter COVID-19-Impfstoff auf den Markt. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gab am Montag grünes Licht für das Vakzin des amerikanischen Biotechunternehmens Novavax („NVX-CoV2373“). Die Behörde empfahl eine bedingte Zulassung, die noch von der EU-Kommission bestätigt werden muss. Dies gilt jedoch als Formsache.

Novavax-Vakzin interessant für Impfskeptiker

Der zuständige EMA-Ausschuss empfahl eine Zulassung für Personen ab 18 Jahren. Bei dem Novavax-Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten Totimpfstoff. Dieser enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen. Sie sollen dafür sorgen, dass der Körper selbst die Produktion von Antikörpern und T-Zellen gegen das Virus ankurbelt. Damit könnte das Präparat eine interessante Alternative für Impfskeptiker sein. Das Präparat ist weder ein mRNA-Impfstoff wie die Vakzine von BioNTech/Pfizer oder Moderna noch ein Vektor-Impfstoff wie die von AstraZeneca oder Johnson & Johnson. Anders als beispielsweise Comirnaty von BioNTech/Pfizer lässt sich der Novavax-Impfstoff bei Kühlschranktemperatur lagern. Dies erleichtert zum einen die Logistik und macht das Mittel zum anderen auch für ärmere Länder interessant.

Rund 90 Prozent Wirksamkeit bei Alpha-Variante

INFO-BOX:
Novavax
Novavax wurde 1987 gegründet und hat seinen Hauptsitz im US-amerikanischen Gaithersburg (Maryland). Die Produktpipeline des Unternehmens konzentriert sich auf Impfstoffkandidaten gegen Infektionskrankheiten wie Sars-CoV-2, die Grippe, das Respiratory Syncytial Virus (RSV) und das Ebola-Virus.
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In der entscheidenden Phase 3-Studie mit rund 30.000 Teilnehmern hatte das Präparat eine Gesamtwirksamkeit von rund 90 Prozent gezeigt. Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf die Alpha-Variante des Coronavirus. Diese wurde in Deutschland inzwischen fast vollständig von der Delta-Variante abgelöst. Diese wiederum wird perspektivisch der Omikron-Variante weichen. Ob sein Impfstoff auch gegen die sich weltweit rasant ausbreitende Omikron-Variante schützt, überprüft der Hersteller gegenwärtig in Labortests. Mit ersten Ergebnissen rechnet das Unternehmen in den kommenden Wochen. Falls nötig, könne man mit der Herstellung eines angepassten Vakzins im Januar beginnen, teilte der Konzern mit.

Der Immunologe Carsten Watzl warnte davor, allzu lange auf das Novavax-Mittel zu warten. Dieses komme erst im Laufe des nächsten Jahres auf den Markt. „Wer auf diese Impfstoffe wartet, ist noch längere Zeit ungeschützt. Daher: Lieber jetzt impfen als warten“, so Watzl. Von Abwarten hält selbst der Chef des französischen Herstellers Valneva, dessen Impfstoff mit abgetöteten Coronaviren die EMA gegenwärtig ebenfalls prüft, nichts. „Ich rate niemandem, auf unseren Impfstoff zu warten“, so Geschäftsführer Thomas Lingelbach. Dies wäre angesichts des fehlenden Schutzes für die Allgemeinheit ethisch inakzeptabel. Er selbst habe sich kürzlich mit dem BioNTech/Pfizer-Vakzin boostern lassen.

Lauterbach: Kein „Game Changer“

Die Immunisierung mit dem Novavax-Impfstoff erfolgt in zwei Dosen im Abstand von drei Wochen. Die Verabreichung erfolgt in das Muskelgewebe des Oberarms. Die EU-Kommission hatte Anfang August im Namen der Mitgliedsstaaten einen Kaufvertrag über bis zu 100 Millionen Dosen des Impfstoffs abgeschlossen, die der Hersteller bis Ende kommenden Jahres liefern muss. Außerdem enthält der Vertrag eine Option auf weitere 100 Millionen Impfdosen, lieferbar bis spätestens Ende 2023. Das Gesundheitsministerium hat das Mittel für kommendes Jahr bereits fest eingeplant.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte allerdings davor, das Novavax-Vakzin als „Game Changer“ zu sehen. Studien zufolge seien die bereits millionenfach verabreichten Impfstoffe von Moderna und BioNTech/Pfizer „eine ganze Spur sicherer“. Etwa jede vierte Person in Deutschland ist noch nicht gegen das Coronavirus geimpft. Darunter sind auch Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können sowie Kinder, für die zum Teil noch kein Impfstoff zugelassen wurde oder bei denen die Impfungen gerade erst angelaufen sind.