home Gesundheit, Wirtschaft Paxlovid: Corona-Pille von Pfizer überzeugt in Studie mit hoher Wirksamkeit

Paxlovid: Corona-Pille von Pfizer überzeugt in Studie mit hoher Wirksamkeit

Ein neues Corona-Medikament des US-Pharmakonzerns Pfizer hat sich in einer Studie als sehr effektiv erwiesen. Das Risiko, wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus zu müssen oder gar daran zu sterben, habe sich durch die Einnahme des Mittels bei Erwachsenen um 89 Prozent verringert, teilte Pfizer am Freitag in New York mit.

Pfizer plant schnelle Notfallzulassung

Der Wert gelte für Behandlungen innerhalb von drei Tagen nach den ersten Covid-19-Symptomen. Ähnliche Werte hätten sich auch bei Behandlungen innerhalb von fünf Tagen ergeben. „Diese Daten deuten darauf hin, dass unser oraler antiviraler Arzneimittelkandidat, wenn er von den Behörden zugelassen wird, das Potenzial hat, das Leben von Patienten zu retten, den Schweregrad von Covid-19-Infektionen zu verringern und bis zu neun von zehn Krankenhausaufenthalten zu vermeiden“, sagte Pfizer-Chef Albert Bourla. Das Unternehmen selbst sprach von einer „überwältigenden Wirksamkeit“. Pfizer plane nun, die Daten für eine Notfallzulassung seiner Pille „Paxlovid“ schnellstmöglich bei der Arzneimittelbehörde FDA einzureichen. Paxlovid wird zusammen mit einem älteren antiviralen Mittel namens Ritonavir oral eingenommen. Als Proteaseinhibitor hemmt es die Aktivität eiweißspaltender Enzyme. In diesem Fall hemmt es gezielt die Vermehrung von Sars-CoV-2 im Körper. Die Kombinationsbehandlung besteht aus insgesamt drei Tabletten, die zweimal täglich eingenommen werden müssen.

Paxlovid deutlicher wirksamer als Merck-Präparat

INFO-BOX:
Pfizer
Pfizer wurde von Charles Pfizer und seinem Cousin Charles F. Erhart als Charles Pfizer & Company 1849 in Brooklyn, New York, gegründet. Heute ist Pfizer nach Novartis und Roche eines der größten Pharma-unternehmen der Welt. Zu seinen bekanntesten Produkten gehort das Potenzmittel Viagra.
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Aufgrund der deutlichen Datenlage habe man die klinische Studie mit rund 1.200 Probanden vorzeitig beendet, erklärte der Pharma-Riese. Nur 0,8 Prozent der Patienten mussten nach Einnahme des Medikaments in eine Klinik eingeliefert werden. Keiner von ihnen starb. In der Placebo-Vergleichsgruppe mussten hingegen sieben Prozent im Krankenhaus behandelt werden, 1,6 Prozent starben. Diesen vorläufigen Ergebnissen zufolge ist Paxlovid deutlich wirksamer als das Medikament Molnupiravir des US-Konkurrenten Merck. Dieses hatte in ähnlichen Tests das Risiko halbiert. Es beruht auf einem anderen Wirkmechanismus, der darauf abzielt, Fehler in den Gen-Code des Virus einzuschleusen.

Die britische Arzneimittelbehörde MHRA hatte die Tablette am Donnerstag als erstes Land weltweit zur Behandlung von Covid-19-Infektionen zugelassen. Das Mittel sei sicher und effektiv bei der Verminderung des Risikos von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Covid-Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen, teilte die britische Regierung mit. Sowohl bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA wie auch bei der FDA befindet sich das Medikament noch in der Prüfung. Die EMA prüft nach eigenen Angaben derzeit zudem sieben weitere Corona-Präparate.

Biden: USA haben bereits Millionen Dosen bestellt

US-Präsident Joe Biden äußerte sich am Freitagnachmittag zuversichtlich zu den Pfizer-Ergebnissen. Seine Administration habe bereits Millionen Dosen des Medikaments bestellt. „Die Therapie wäre ein weiteres Instrument in unserem Werkzeugkasten, um die Menschen vor den schlimmsten Folgen von Covid zu schützen“, sagte der 78-Jährige. Auch Großbritannien, Australien und Südkorea haben nach Angaben der „Financial Times“ bereits Verträge mit dem Pharmariesen über den Kauf Hunderttausender Dosen abgeschlossen. Pfizer will die Produktion von Paxlovid nun hochfahren. Bis Ende des Jahres sollen mehr als 180.000 Behandlungseinheiten und im Jahr darauf mindestens 50 Millionen weitere Einheiten produziert werden. An der Börse lösten die Erfolgsmeldungen aus der Studie ordentliche Turbulenzen aus. Die Merck-Aktie rauschte um neun Prozent in die Tiefe, während die Papiere von Pfizer zeitweise um bis zu 13 Prozent zulegen konnten.