home Gesundheit, Politik Vorgriffsrecht auf Corona-Impfstoff: Französische Regierung pfeift Sanofi zurück

Vorgriffsrecht auf Corona-Impfstoff: Französische Regierung pfeift Sanofi zurück

Auf absehbare Zeit wird es noch keinen Impfstoff gegen das Corona-Virus geben. Trotzdem ist bereits ein Wettstreit über die mögliche Verteilung entbrannt. Auslöser war die Ankündigung des französischen Pharmakonzerns Sanofi, bei der Entwicklung des Impfstoffs zuerst die USA zu beliefern. Besonders bei der französischen Regierung hatte diese Aussage für große Empörung gesorgt.

Hudson: USA mit „Recht für die größte Vorausbestellung“

INFO-BOX:
Sanofi
Sanofi entstand 2004 aus der Fusion der beiden französischen Pharma-Unternehmen Sanofi-Synthélabo und Aventis und firmierte als Sanofi-Aventis. Aventis war aus der Fusion der Hoechst AG mit dem französischen Pharmakonzern Rhone-Poulenc hervorgegangen. Sanofi hat seinen Hauptsitz in Paris, beschäftigt weltweit über 100.000 Mitarbeiter und machte 2019 einen Umsatz von 36,1 Milliarden Euro. Die deutsche Tochter-gesellschaft hat ihren Sitz im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main.
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Ausgelöst hatte die Irritationen Sanofi-Generaldirektor Paul Hudson in einem Interview. Wie die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet, habe Hudson darin deutlich gemacht, dass die USA bei einem Impfstoff Vorrang hätten, da sie als erste die Forschung unterstützt haben. Die US-Regierung habe „das Recht für die größte Vorausbestellung“, hatte die Agentur den Sanofi Top-Manager zitiert. Die französische Staatssekretärin für Wirtschaft und Finanzen, Agnes Pannier-Runacher, wies dies scharf zurück. „Es wäre natürlich inakzeptabel für uns, wenn das eine oder andere Land aus finanziellen Beweggründen einen privilegierten Zugang erhalten würde, insbesondere im aktuellen Kontext“. Der französische Gesundheitsminister Olivier Veran erklärte indes, er sei nach Gesprächen mit dem Sanofi-Chef beruhigt. Die Aussagen seien etwas ungeschickt und möglicherweise aus dem Zusammenhang gerissen gewesen, so Veran gegenüber dem Sender „C News“.

Zuvor war das Unternehmen bereits offiziell zurückgerudert und hatte klargestellt, dass ein künftiger Impfstoff gegen Sars-CoV-2 allen zur Verfügung stehen werde – unabhängig von ihrer Nationalität. Dies bestätigte auch der Frankreich-Chef von Sanofi, Olivier Bogillot. Er betonte allerdings, dass „die Bedingung“ dafür sei, dass sich die Europäische Union „genauso schnell mobilisiere“ wie die Vereinigten Staaten. Damit meinte er die amerikanische Behörde Biomedical Advanced Research and Development Authority (Barda), die Impfstoffhersteller wie Sanofi finanziell unterstützt, dafür aber Entwicklung, Herstellung und einen Teil des Verkaufs in den Vereinigten Staaten verlangt. Vor diesem Hintergrund sei auch zu verstehen, dass „die Produktion auf US-Boden vorwiegend für die Vereinigten Staaten bestimmt sei“. Der Rest der Produktionskapazitäten werde Europa, Frankreich und dem Rest der Welt zugeteilt. Die EU müsse nun „ebenso wirksam“ dabei helfen, den Impfstoff verfügbar zu machen.

Corona-Impfstoff frühestens ab Sommer 2021

Bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Corona-Virus arbeitet Sanofi seit April mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline zusammen. Sollten entsprechende Tests erfolgreich verlaufen, könnte ein Impfstoff in der zweiten Jahreshälfte des kommenden Jahres verfügbar sein. In Deutschland arbeitet das Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech mit dem amerikanischen Pfizer-Konzern zusammen. Beide Unternehmen haben jedoch im Gegensatz zu Sanofi keine Vereinbarung mit der Barda getroffen. „Pfizer finanziert seine klinischen Versuche selbst. Wir kooperieren eng mit Regulierungs- und Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt, um potentiell mit einem Impfstoff jene Gegenden zu versorgen, die ihn am dringendsten benötigen“, sagte eine Pfizer-Sprecherin.