Panorama

10 Jahre nach verheerendem Unfall: Letzter Transrapid-Zug versteigert

Der in Deutschland entwickelte Schnellzug Transrapid sollte das Reisen beschleunigen, zahlreiche hierzulande angestoßene Bauprojekte kamen jedoch nie über die Planungsphase hinaus. Nun soll der letzte gebaute Prototyp einen neuen Besitzer finden. Der Bund hat die Magnetschwebebahn heute bei einer Versteigerung angeboten.

Museum, Uni oder Schulungsraum?

INFO-BOX:
Transrapid-Unglück
Der Transrapidunfall von Lathen war der Auffahrunfall einer Magnetschwebebahn am 22. September 2006 auf der Transrapid-Versuchsanlage Emsland bei Lathen auf ein Werkstattfahrzeug. 23 Menschen starben, zehn weitere wurden verletzt. Dies war der folgenschwerste Unfall einer Einschienenbahn weltweit.
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Bis Dienstagmittag konnten Gebote für das angehende Stück Technikgeschichte abgegeben werden. Viele Interessenten wurden vom verantwortlichen Verwertungsunternehmen des Bundes (VEBEG) aber nicht erwartet. Im Vorfeld war von maximal sieben Bietern die Rede, von denen einige ihr Interesse auch öffentlich bekundet haben. Entscheiden soll am Ende nicht nur der gebotene Preis, sondern auch der geplante Verwendungszweck.

Ginge es nach der Samtgemeinde Lathen, würde der Transrapid TR 09 künftig im Rahmen eines Museums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In der Kommune wurde die Magnetschwebebahn 30 Jahre lang auf einer Teststrecke erprobt und hatte hier 2006 ihren schwersten Unfall mit 23 Toten (siehe Info-Box). Nun will man an diese Zeit erinnern. Das Transrapid-Museum besitze bereits Exponate von fast allen Komponenten, so der Bürgermeister Karl-Heinz Weber, der TR 09 wäre allerdings das Paradestück. Um das Geld für den Kauf aufzubringen, erhält man Unterstützung vom Eisenbahnmuseum Bochum.

Interesse hat auch die Technische Hochschule Bingen und das Fleischunternehmen Kemper, die sich beide mit der Geschichte der Bahn verbunden sehen. Während der Leiter der bei Lathen gelegenen Versuchsanlage in Bingen studiert hat, geht ein für die Entwicklung des Zugs entscheidendes Patent auf den Firmengründer der Kemper Wurstwaren, Hermann Kemper, zurück. Sein mit der Geschäftsführung betrauter Urenkel Andreas Kühnl würde den Zug deshalb gerne zu einem Konferenz- und Schulungsraum umbauen.

Nur 17.000 Euro Schrottwert

Wer den Zuschlag bekommt, wird das Bundesverkehrsministerium voraussichtlich in zwei Wochen bekannt geben. Über die Höhe der Gebote ist nichts bekannt, der Schrottwert des 75 Meter langen und 170 Tonnen schweren Zugs soll aber bei gerade einmal 17.000 Euro liegen. Gebaut wurde er für 40 Millionen Euro. Der künftige Besitzer müsste nicht nur den Kaufpreis aufbringen, auch der Transport liegt in dessen alleiniger Verantwortung.

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Ralf Schmidl

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