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Drogeriekette: dm-Gründer Götz Werner mit 78 Jahren gestorben

Der Gründer der Drogeriemarktkette dm, Götz Werner, ist tot. Er starb am Dienstagvormittag im Alter von 78 Jahren, wie das Unternehmen in Karlsruhe mitteilte. Seine Familie habe zuletzt geschildert, dass die Kräfte Werners in den zurückliegenden Monaten kontinuierlich nachgelassen hätten, sodass er seinen Tätigkeitsradius gesundheitsbedingt immer stärker habe einschränken müssen. „Dies habe er mit großer Tapferkeit ertragen“, zitierte das Unternehmen die Angehörigen. Sein Sohn Christoph Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung von dm, sagte, Werner sei friedlich gestorben. Er und die Familie seien in tiefer und stiller Trauer.

Werner: Permanente konstruktive Unzufriedenheit

INFO-BOX:
dm-drogerie markt
Seine erste dm-Filiale eröffnete Götz Werner 1973 in Karlsruhe. Hier hat das Unternehmen bis heute seinen Sitz. Eigenen Angaben zufolge ist dm heute in 14 europäischen Ländern aktiv. Mit über 3.850 Filialen, mehr als 66.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 12,3 Milliarden Euro ist dm Marktführer in Europa.
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Werner wurde 1944 als Sohn eines Drogisten in Heidelberg geboren. In Konstanz absolvierte er eine Drogistenlehre und trat nach abgeschlossener Ausbildung in die Drogerie seines Vaters ein. Dort konnte er sich mit seinen Ideen jedoch nicht durchsetzen, daher trat er 1969 in das Unternehmen „Drogerie Roth“ ein. Doch auch dort fanden seine Ideen kein Gehör, sodass er sich schließlich 1973 dazu entschloss, mit dm-drogerie markt seine Vorstellungen selbst zu verwirklichen. Der Grundstein für die heute international bekannte Drogeriekette war gelegt.

Seine Maxime der „permanenten, konstruktiven Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen“ und der daraus erwachsende Wille, das Unternehmen immer wieder zu verändern, prägten den Erfolg von dm maßgeblich mit. Allerdings wäre die Geschichte beinahe früh zu Ende gewesen. Werner fehlte nach der Eröffnung seiner zweiten Filiale das Geld für eine weitere Expansion. Günther Lehmann, damals Gesellschafter der Supermarktkette Pfannkuch, sprang mit dem nötigen Geld und erhielt im Gegenzug 50 Prozent der Anteile an der Kette.

Branchenkenner bescheinigten Werner später, all das richtig gemacht zu haben, was sein langjähriger Konkurrent Schlecker falsch machte. Er setzte auf eine etwas andere Mitarbeiterführung, Kundenorientierung, Gewinnbeteiligung, das Unternehmen als sozialer Organismus mit „Lernlingen“ und Theater-Workshops. Lob zollte ihm sogar sein inzwischen schärfster Rivale, Dirk Rossmann. Er kannte Werner mehr als fünf Jahrzehnte und hat ebenfalls eine Drogerieimperium quasi aus dem Nichts erschaffen. „Sein Wissen, sein Ideenreichtum und die jahrzehntelange Verbundenheit zu ihm hat mir immer viel bedeutet“. Schon in den vergangenen Jahren musste Werner, der mit seiner Frau in Stuttgart lebte, aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. Seit 2019 hat sein ältester Sohn die Geschäftsführung der Firma inne. Trotzdem blieb er dm stets verbunden.

Kämpfer für ein bedingungsloses Grundeinkommen

Schon seit Anfang der 1990er-Jahre und verstärkt seit seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft 2008 widmete Werner seine Zeit der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Dafür warb er in zahlreichen Vorträgen und Diskussionsbeiträgen. „In ihr sah er einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, um auch in Zeiten zunehmender Globalisierung, Digitalisierung und Automatisierung den Menschen Freiraum für Eigeninitiative zu ermöglichen und die Teilnahme wie die Teilhabe am Leben der freien Bürgergesellschaft zu ermöglichen“, heißt es in der heutigen dm-Mitteilung. „Dass er die Vollendung dieser Idee nicht mehr erleben würde, war ihm stets bewusst. Gleichwohl hat er sich dafür mit großer Energie eingesetzt, weil er sie für sich als richtig und sinnvoll erkannte.“ Dies unterstrich Werner selbst anlässlich seines 75. Geburtstages vor drei Jahren. Auf die Frage nach seinem Wunsch für die Zukunft sagte er: „Dass meine Ideen als Unternehmer und Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens fortwirken und zu einer lebenswerten Welt beitragen“.