home Panorama Goldener Windbeutel 2017: Foodwatch sucht wieder dreisteste Werbelüge des Jahres

Goldener Windbeutel 2017: Foodwatch sucht wieder dreisteste Werbelüge des Jahres

Bereits zum siebten Mal veranstaltet die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch in diesem Jahr die Wahl zum „Goldenen Windbeutel“. Noch bis Ende November können die Verbraucher hierzu ihre Stimme auf der Foodwatch-Homepage abgeben (siehe Info-Box). Die Kandidaten täuschen die Konsumenten aus Sicht der Verbraucherschützer besonders dreist. Zur Wahl stehen in diesem Jahr die „babygerechten“ Kinderkekse von Alete, der Protein Drink Vanille von Bauer, Lacroix „Gebundene Ochsenschwanz-Suppe“, Kollogg’s Urlegenden Müsli sowie das Unilever Becel Pflanzenöl.

„Babygerecht“ nur in der Keksgröße

Mit der Wahl will Foodwatch den Verbrauchern die „kleinen Tricks und perfiden Täuschungsmaschen“ der Hersteller vor Augen führen, mit denen diese die Konsumenten verführen. Selbst wenn Kunden bewusst einkaufen wollen, werde ihnen dies durch die Aufmachung und die Beschreibung der Produkte unnötig erschwert. Der erste Kandidat macht dies gleich überzeugend vor: Bebildert mit großen, goldgelben Ähren, etwas Milch und einem sprechenden Maskottchen suggerieren die Alete Kinderkekse, ein für Säuglinge und Kleinkinder bestens geeignetes Nahrungsmittel zu sein. Beim genaueren Hinsehen entdeckt der Konsument, dass hier ganze 25 Gramm Zucker auf 100 Gramm Keks kommen.

INFO-BOX:
Goldener Windbeutel
Zum siebten Mal steht in diesem Jahr die Wahl des „Goldenen Windbeutels“ an. Die Verbraucherschutz-
organisation Foodwatch sucht den Nachfolger der bisherigen Sieger „Actimel“ von Danone, „Zott Monte Drink“ von Zott, „Milch-Schnitte“ von Ferrero, „Instant-Früchtetees ab dem 12. Monat“ von Hipp, „Capri-Sonne“ von Wild und der „Alete Trinkmahlzeit ab 10. Monat“ von Nestle. Verbraucher können ihre Stimme bis einschließlich 26. November 2017 abgeben, zur Abstimmung gelangen Sie mit einem Klick auf „mehr dazu“.
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Und der Vermerk „babygerecht“ bezieht sich nicht etwa auf die Inhaltsstoffe, sondern auf das Format der Kekse, die „babygerecht“ für die Kinderhände zum Selberessen geformt seien. Laut Foodwatch enthält der Kinderkeks von Alete, die schon 2014 mit einem Fertiggetränk für Kleinkinder den „Goldenen Windbeutel“ abräumten, zudem Palmöl, das wegen seiner umweltschädlichen Produktion in der Kritik steht, sowie Backtriebmittel und weitere Zusätze.

Der Protein Drink Vanille von Bauer richtet sich nach einer Werbeaussage des Herstellers an eine „fitnessorientierte und alltagsaktive Zielgruppe.“ In Wirklichkeit liefert der Drink jedoch keinen messbaren Mehrwert und besitzt mit 6,4 Prozent Zucker fast ebenso viel wie Eiweiß (6,9 Prozent). Mit 39 Cent pro 100 Gramm ist das Produkt zudem deutlich teurer als vergleichbare Angebote anderer Hersteller. Eine Überraschung gab es für die Verbraucherschützer bei der Ochsenschwanz-Suppe von Lacroix. Hier finden sich zwar allerlei Zutaten, Ochsenschwanz sucht man jedoch vergebens. Der Hersteller verweist darauf, dass Ochsenschwanz häufig knorpeliges und sehnendurchwachsenes Fleisch sei und man deshalb aus Qualitätsgründen darauf verzichtet habe.

Auch das Kollogg’s Urlegenden Müsli ist mehr Schein als Sein. Quinoa, das als einzige Zutat als „Urkorn“ gelten kann, ist zu gerade einmal 2,5 Prozent in dem Produkt vertreten. Dafür besteht es zu über der Hälfte aus Hafer (51 Prozent) und Gerste (neun Prozent). Zusätzlich sind 20 Prozent Zucker sowie Palmöl enthalten.

Bisher nahm kein Gewinner den Preis an

Als letzten Kandidaten schickt Foodwatch das Becel Pflanzenöl ins Rennen. Dies wird von Hersteller Unilever als Zutat für ein gesundes Herz-Kreislauf-System mit dreimal mehr Omega-3 als Olivenöl beworben. Dies sei jedoch falsch und irreführend, so die Verbraucherschützer, da Olivenöl von Haus aus keine großen Mengen an Omega-3-Fettsäuren enthalte. Pures Raps- oder Leinöl hingegen schon – und zwar teilweise deutlich mehr als das Becel-Öl. Hochwertig sei hier mit stolzen 6,58 Euro pro Liter in erster Linie der Preis. Der „Goldene Windbeutel“ wird dem Sieger nach der Wahl von Foodwatch am Firmensitz verliehen – wenn dieser ihn annimmt. Seit Einführung des Preises haben jedoch alle Unternehmen die Annahme abgelehnt.

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