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Jahrbuch Sucht: Deutsche trinken eine Badewanne voll alkoholischer Getränke pro Jahr

Legale Drogen wie Alkohol und Tabak sind nach wie vor für den größten Teil der Suchtproblematik in Deutschland verantwortlich. Das geht aus dem aktuellen „Jahrbuch Sucht“ hervor, das die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) heute veröffentlicht hat. Zwar sank die Alkoholmenge im Vergleich zur vorangegangenen Studie um knapp zweieinhalb Prozent, die Deutschen trinken im Durchschnitt aber noch immer rund eine Badewanne voll Bier, Wein, Sekt oder anderem Hochprozentigen pro Jahr.

2017 mehr als 22.000 Alkohol-Patienten unter 20 Jahren

INFO-BOX:
DHS Jahrbuch
Sucht 2019
Das DHS Jahrbuch Sucht 2019 enthält unter anderem die neuesten Statistiken zum Konsum von Alkohol, Tabak und Arzneimitteln, informiert über die Rehabilitation Suchtkranker und besitzt ein umfangreiches Adressverzeichnis deutscher und europäischer Einrichtungen im Suchtbereich. Eine Bestellmöglichkeit für das DHS Jahrbuch Sucht 2019 finden Sie mit einem Klick auf „mehr dazu“.
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In harten Zahlen ausgedrückt sind dies rund 131 Liter an alkoholischen Getränken oder etwas mehr als zehn Liter Reinalkohol pro Kopf. Deutschland gilt damit nach Angaben der DHS im internationalen Vergleich weiterhin als Hochkonsumland. Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 74.000 Menschen durch Alkohol oder den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak. Allein 2017 wurden mehr als 300.000 Patienten mit psychischen Auffälligkeiten oder alkoholbedingten Verhaltensstörungen ins Krankenhaus eingeliefert. Besorgniserregend sei dabei laut DHS besonders der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen. Von den eingelieferten Patienten seien rund 22.000 zwischen 10 und 20 Jahre alt gewesen. Vor diesem Hintergrund müsse Alkohol endlich teurer werden, so die Experten. Zudem fordern sie Werbeeinschränkungen sowie einen verbesserten Jugendschutz und das Verbot des Alkoholverkaufs an Minderjährige.

Auch beim Tabak ist ein Rückgang zu verzeichnen: Die Zahl der Zigaretten, die alle Deutschen zusammen konsumierten, sank 2018 im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Prozent auf etwa 74 Millionen. Dafür stieg der Verkauf von Zigarren und Zigarillos um 6,5 Prozent, bei Pfeifentabak und Feinschnitt waren es fast drei Prozent. Vom Tabakkonsum sind aber auch die betroffen, die gar nicht selbst rauchen. So zeigte eine 2015 erschienene Studie, dass jeder zehnte Erwachsene Nichtraucher regelmäßig Passivrauch ausgesetzt ist. An Lungenkrebs, COPD und anderen Folgen des Tabakkonsums sterben pro Jahr in Deutschland rund 120.000 Menschen. Unverändert hoch ist nach den Zahlen der DHS der Medikamentenmissbrauch. So sind nach Schätzungen etwa 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen in Deutschland abhängig von Beruhigungs- und Schlafmitteln – vor allem ältere Menschen und Frauen. Dazu kommen weitere 300.000 Menschen, die süchtig nach anderen Medikamenten sind.

Cannabis bleibt beliebteste illegale Droge

Ein unverändertes Bild zeigt sich beim Konsum illegaler Drogen. Sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen war Cannabis die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Droge. Etabliert hat sich dabei der Bestellweg über das Darknet. Hier bestellen Konsumenten Cannabis, Ecstasy und andere Drogen über verschlüsselte Internetseiten und bekommen diese per Post zugeschickt. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 1.276 Rauschgifttote registriert. Dabei lässt sich beobachten, dass deren Alter stetig steigt – 2017 lag es bei 39 Jahren. Dieser Trend geht mit einer zunehmenden Anzahl von Drogentoten durch Langzeitschädigungen einher.