Nach fast sechsjähriger Generalüberholung ist das Segelschulschiff „Gorch Fock“ seit Donnerstag offiziell zurück bei der deutschen Marine. Die Übergabe fand ohne große Zeremonie im Marinestützpunkt in Wilhelmshaven statt, wie die für die Instandsetzung zuständige Bremer Lürssen-Werft mitteilte. Anschließend soll sich das Segelschiff auf den Weg in seinen Heimathafen Kiel machen. Dort will man die Runderneuerung am Montag feiern.
Kosten stiegen von zehn auf 135 Millionen Euro
Gorch Fock |
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Die Gorch Fock wurde 1958 von Blohm & Voss in Hamburg gebaut und am 17. Dezember in Dienst gestellt. Sie ist ein neueres Schwesterschiff der bereits 1933 gebauten ersten Gorch Fock. Ihr Heimathafen ist Kiel. Bis Januar 2011 legte die Gorch Fock mehr als 741.000 Seemeilen zurück. |
Ende 2015 wurden bei Überprüfungen der 1958 gebauten „Gorch Fock“ schwere Schäden festgestellt. Die anschließende Generalüberholung des traditionsreichen Schiffs sorgte vor allem wegen der Kostenexplosion für reichlich Wirbel. Ursprünglich waren zehn Millionen Euro geplant, am Ende kostete die Sanierung 135 Millionen Euro. Hinzu kamen weitere Schwierigkeiten und massive Verzögerungen. So ermittelt die Justiz wegen Korruptions- und Untreueverdachts rund um die Sanierungsarbeiten durch die ursprünglich beauftragte Elsflether Werft. Diese ging insolvent, wodurch die Instandsetzung zeitweise zum Erliegen kam. Schließlich übernahm die Lürssen Werft das insolvente Unternehmen und die ausstehenden Arbeiten an der „Gorch Fock“.
BdSt: „Chronik der Pleiten, Pech und Pannen“
Die Instandhaltung des Segelschulschiffs wird die öffentliche Hand nach Einschätzung des Bundes der Steuerzahler (BdSt) auch in Zukunft viel Geld kosten. „Künftig werden weitere Millionen Euro für die Intensivpflege hinzukommen. Die „Gorch Fock“ wird die Steuerzahler weiter beschäftigen – und belasten“, sagte Rainer Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbundes, gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Demnach seien bei der Marine alle zweieinhalb Jahre vier bis fünf Monate andauernde Checks des Schiffes geplant. Die jahrelange und vor allem teure Sanierung nannte Holznagel eine „Chronik der Pleiten, Pech und Pannen, eine Chronik der Prestigesucht, Kostenexplosion und Steuergeldverschwendung“. Auch der Bundesrechnungshof mahnte mehr Kostenbewusstsein bei der Bundeswehr an. „Vor Beginn der Arbeiten in der Werft muss immer der Aufwand der Instandsetzung umfassend geklärt sein“, sagte der Präsident des Bundesrechnungshofes, Kay Scheller. Dabei müsse die Marine unbedingt untersuchen, ob sich die Instandhaltung finanziell überhaupt rechne.