Schaut man derzeit auf den Radiowecker oder den Herd, um dort die Uhrzeit abzulesen, sollte man sich nicht allzu sehr auf die Angabe verlassen. Seit Mitte Januar gehen in ganz Europa Zeitmesser zunehmend nach. Schuld sind Streitigkeiten auf dem Balkan und damit verbundene Schwankungen im Stromnetz.
1. Verbrauch übersteigt eingespeiste Strommenge
2. ENTSO-E fordert baldige Lösung
Verbrauch übersteigt eingespeiste Strommenge
ENTSO-E |
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Der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) wurde 1999 gegründet. Übertragungs-netzbetreiber gewähren die Übertragung großer Mengen elektrischer Energie in Form von Dreiphasenwechselstrom innerhalb eines Verbundnetzes. Aktuell sind in der ENTSO-E 43 Übertragungsnetzbetreiber aus 36 europäischen Ländern zusammen-geschlossen. |
Für die Netzstabilität ist das aus technischer Sicht laut ENTSO-E kein Problem. Allerdings hat das Ungleichgewicht den Nebeneffekt, dass viele Uhren die Zeit nicht mehr korrekt anzeigen. Ursache dafür ist die seit Wochen zu niedrige Frequenz im Netz. Liegt diese normalerweise bei 50 Hertz, also 50 Schwingungen in der Sekunde, belief sich der Durchschnittswert seit Mitte Januar auf nur 49,996 Hertz. Diese scheinbar kleine Abweichung lässt Uhren, die über keinen eigenen Taktgeber verfügen, langsamer laufen.
Um die Kosten für eine Quartzsteuerung zu sparen, orientieren sich diese Geräte an der Netzfrequenz, um die Zeit zu messen. 50 Schwingungen setzen die Geräte mit einer vergangenen Sekunde gleich. Sinkt die Frequenz, wird die Zeit von den Uhren ebenfalls langsamer gemessen, als sie tatsächlich vergeht. Mittlerweile hat sich die Abweichung so auf sechs Minuten summiert.
ENTSO-E fordert baldige Lösung
Abweichungen in der Netzfrequenz sind normal. Sinkt diese, weil zu wenig Energie eingespeist wird, erhöhen die Energieversorger im Normalfall ihre Abgabe und gleichen das Tief durch ein kurzzeitiges Hoch wieder aus. Im Mittel werden so 50 Hertz erreicht. Die aktuelle längerfristige Abweichung ist jedoch nicht nur für Uhren problematisch. Laut ENTSO-E könne es durch das Ungleichgewicht zu höheren Kosten kommen. Auch deshalb fordert man, zügig eine politische Lösung für das Problem zu finden.