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Synodaler Weg: Harsche Erklärung aus Rom sorgt für Kritik

Die Reformbemühungen der deutschen Katholiken stellen das Verhältnis zu Papst Franziskus auf eine harte Belastungsprobe. Nachdem der Vatikan der Kirche in Deutschland am Donnerstag weitgehende Reformen im Alleingang verboten hatte, reagierte die deutsche Seite mit harscher Kritik. „Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden“, teilten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, in einer gemeinsamen Stellungnahme mit.

Erklärung lässt deutsche Erneuerungsträume zerplatzen

Einen Tag zuvor hatte der Vatikan in einer nicht unterschriebenen offiziellen Erklärung die deutschen Reformbemühungen kritisiert. Der „Synodale Weg“ in Deutschland sei nicht befugt, die Bischöfe und Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten, hieß es darin. Papst Franziskus selbst hatte vor kurzem dazu erklärt: „In Deutschland gibt es eine sehr gute evangelische Kirche. Wir brauchen nicht zwei davon“.

Kirchenrechtler Thomas Schüller erklärte, der Vatikan habe mit dem Schreiben alle deutschen Erneuerungsträume „an den römischen Mauern zerplatzen“ lassen. In ihrer lapidaren Kürze und Schroffheit könne man die Erklärung nur als offenen Affront werten. Die Erfurter Theologin Julia Knop übersetzte die Botschaft an die deutschen Gläubigen wie folgt: „Es hat keinen Sinn, dass ihr euch engagiert. Am Ende werdet ihr auf Beton beißen“.

Vatikan verweigert direktes Gespräch

INFO-BOX:
Synodaler Weg
Der Synodale Weg ist ein Gesprächsformat innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich 2018 nach der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben.
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Der 2019 begonnene „Synodale Weg“ der Deutschen Bischofskonferenz und des ZdK ist eine Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Er strebt Reformen in vier Bereichen an: beim Umgang mit Macht, bei der katholischen Sexualmoral, bei der Position der Frauen und beim Zölibat. Zu den konkreten Erneuerungen, die angestrebt werden, gehören etwa ein Mitspracherecht der Gläubigen bei der Ernennung von Bischöfen, der Segen für gleichgeschlechtliche Paare und das Diakonat der Frau, eine Vorstufe zum Priestertum.

Das Zentralkomitee kündigte an, den Reformprozess dennoch fortführen zu wollen: „Unsere nächste Synodalversammlung findet planmäßig vom 8. bis 10. September 2022 in Frankfurt am Main statt“, teilte Stetter-Karp der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Die fünfte Synodalversammlung folge im kommenden März. „An diesem Plan werden wir selbstverständlich festhalten“, versicherte sie.

„Die gestrige Erklärung aus Rom hat mir erneut gezeigt, dass ein persönlicher Austausch zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Präsidium des Synodalen Wegs überfällig ist“, sagte Stetter-Karp. Der Vatikan hat ein solches direktes Gespräch mit ihr aber bisher verweigert.

Reformkritiker begrüßen Klarstellung aus Rom

Während auch die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ die Nachricht aus Rom entschieden zurückwies, lobten Reformkritiker die Klarstellung des Vatikans. „Ich finde es gut, dass der Heilige Stuhl sich zu dieser Erklärung entschlossen hat“, teilte der Augsburger Bischof Bertram Meier mit. Der Bischof hatte in der Vergangenheit unter anderem erklärt, dass es keine Perspektive für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt gebe. „Der Heilige Stuhl bremst nicht den Synodalen Weg, aber er versucht, ihn zu kanalisieren und von der Weltkirche anreichern zu lassen“, so Meier.

Der oberste Katholik von Bonn, Stadtdechant Wolfgang Picken, teilte mit: „Es war notwendig, dem Synodalen Weg in Deutschland Grenzen aufzuweisen“. Viele Texte, Plädoyers und Voten des Synodalen Wegs lösten sich in der Tat von der geltenden Lehre der Kirche.