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Waldzustandsbericht 2020: Nur 21 Prozent der Bäume sind gesund

Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie seit 1984 nicht. Das geht aus dem Waldzustandsbericht 2020 hervor, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch vorstellte. Nach diesem betrug der Anteil der Bäume mit intakten Kronen gerade einmal noch 21 Prozent. Ursachen sind vor allem die Dürren der vergangenen Jahre, Stürme und Schädlinge.

89 Prozent der Buchen sind krank

„Die Stürme, die Dürre, der massive Borkenkäferbefall und auch die vermehrten Waldbrände der vergangenen drei Jahre haben dem Wald in Deutschland massiv geschadet“, so das Bundeslandwirtschaftsministerium. Schon die Zahlen für 2019 waren historisch schlecht gewesen, doch im vergangenen Jahr nahmen die Schäden noch einmal zu. Als krank gelten demnach 79 Prozent der Fichten, jeweils 80 Prozent der Eichen und Kiefern sowie 89 Prozent der Buchen. „Der Kronenzustand ist wie ein Fieberthermometer – er zeigt an, wie es den Bäume geht“, sagte Klöckner. Bei knapp 37 Prozent der Bäume wurde festgestellt, dass sie mindestens 26 Prozent ihrer Nadeln oder Blätter vorzeitig verlieren.

Der aktuelle Zustand der deutschen Wälder bereite ihr „große Sorge“, so die Ministerin weiter. Beim Gegensteuern werde „ein langer Atem“ erforderlich sein. Dabei hätten sich die Bemühungen um den Erhalt gesunder Wälder bereits auf einem „sehr, sehr guten Weg“ befunden. Bund und Länder hätten gemeinsam mit den Waldeigentümern einen ökologischen Waldumbau betrieben. Diese Bemühungen seien nun durch die genannten Einflüsse gebremst worden.

2020 starben zehnmal so viele Bäume ab wie normal

INFO-BOX:
Waldzustandsbericht 2020
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Sprunghaft angestiegen ist der Anteil der Bäume, die innerhalb eines Jahres abgestorben sind. Für den Waldzustandsbericht werden rund 10.000 Bäume in Deutschland regelmäßig beobachtet und ihr Zustand erfasst. Von 2019 auf 2020 starben demnach rund 1,7 Prozent aller beobachteten Bäume ab. Das ist fast das Zehnfache des Durchschnitts in normalen Jahren. Besonders deutlich war der Anstieg bei den Fichten. Hier starben rund 4,3 Prozent der beobachteten Bäume ab. Normal sind Werte zwischen 0,1 und 0,2 Prozent. Schuld war auch hier zum größten Teil der Borkenkäfer.

Insgesamt sind vor allem ältere Bäume über 60 Jahre vom Absterben bedroht. Derzeit betrage die Fläche, die potenziell wieder aufgeforstet werden müsse, 277.00 Hektar. Die aktuelle Schadholzmenge belaufe sich auf 171 Millionen Kubikmeter. „Jeden Baum, den wir heute nicht nachziehen, der fehlt der kommenden Generation“, erklärte Klöckner. Sie verwies darauf, dass Bund und Länder insgesamt 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt haben, um Waldbesitzer und Forstwirte dabei zu unterstützen, die Wälder so umzubauen, dass sie besser an den Klimawandel angepasst sind.

BUND fordert „endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen“

Angesichts der alarmierenden Zahlen warnte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor einem neuen Waldsterben. Die Bundesregierung müsse „endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen ergreifen und gleichzeitig Schadstoffemissionen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft massiv reduzieren“, forderte der Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wald, Jörg Nitsch. Scharfe Kritik an der Bundesumweltministerin kam von den Grünen. „Die Bilanz von Julia Klöckner ist ernüchternd – sie lässt unsere Wälder sterben“, sagte Fraktionschef Anton Hofreiter den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Statt den Wald zu schützen, hat Julia Klöckner lieber schädliche Baum-Plantagen ohne Zukunft gefördert“. Die Umweltorganisation Greenpeace schrieb in einer Stellungnahme, dass sich an der Waldbewirtschaftung nichts geändert habe und immer noch zu viele Flächen „kahlgeschlagen“ würden.