Der Begriff „Zeitenwende“ ist von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zum Wort des Jahres 2022 gekürt worden. Der Begriff steht im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und wurde unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgegriffen und geprägt. In einer Rede vor dem Deutschen Bundestag hatte Scholz Ende Februar gesagt: „Der 24. Februar 2022 markiert eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents. Mit dem Überfall auf die Ukraine hat der russische Präsident Putin kaltblütig einen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen“.
„Krieg um Frieden“ und „Gaspreisbremse“ auf den Plätzen
Wörter des Jahres seit 2006 |
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2006: Fanmeile 2007: Klimakatastrophe 2008: Finanzkrise 2009: Abwrackprämie 2010: Wutbürger 2011: Stresstest 2012: Rettungsroutine 2013: GroKo 2014: Lichtgrenze 2015: Flüchtlinge 2016: postfaktisch 2017: Jamaika-Aus 2018: Heißzeit 2019: Respektrente 2020: Corona-Pandemie 2021: Wellenbrecher 2022: Zeitenwende |
Mit der Aktion „Wörter des Jahres“ kürt die GfdS regelmäßig Begriffe, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nach Ansicht der Jury sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. Auf Platz zwei landete diesmal „Krieg um Frieden“, gefolgt von „Gaspreisbremse“ auf Platz drei. Somit stehen die ersten drei Plätze in direktem Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. In diesem Jahr gingen mehr als 2.000 Einsendungen bei der GfdS ein. Aus diesen kürt jeweils kurz vor Jahresende eine Jury aus Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftlern das Wort des Jahres.
Im vergangenen Jahr hatte es „Wellenbrecher“ zum Wort des Jahres geschafft. Das aus dem Küstenschutz und Schiffbau bekannte Wort wurde als Sammelbegriff für alle Schutzmaßnahmen benutzt, um die vierte Corona-Welle zu brechen. Für einen Platz auf der Liste der „Wörter des Jahres“ ist dabei nach Angaben der Gesellschaft für deutsche Sprache nicht die Häufigkeit entscheidend, sondern die Bedeutsamkeit und Popularität eines Wortes. Die ausgewählten Wörter und Wendungen seien zudem mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden, so die Sprachwissenschaftler.
Wahl zum Wort des Jahres seit 1971
Die Gesellschaft für deutsche Sprache ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache mit Sitz in Wiesbaden. Sie wird von der Bundesregierung und der Kultusministerkonferenz gefördert. Erstmals hatte die GfdS das Wort des Jahres 1971 gekürt („aufmüpfig“), seit 1977 findet die Wahl jedes Jahr statt. Ebenfalls jährlich im Januar kürt zudem eine Jury der „Sprachkritischen Aktion“ in Marburg das Unwort des Jahres. Zuletzt wurde der englische Begriff „Pushback“ mit dem Negativ-Preis belegt. Er bezeichnet die Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze.
Im Oktober zeichnet zudem der Langenscheidt-Verlag das Jugendwort des Jahres aus. 2022 gewann der Begriff „Smash“. Er wird vor allem als Verb („smashen“) benutzt und bedeutet so viel wie „mit jemandem etwas anfangen“ oder auch „mit jemandem Sex haben“.