Der in der Türkei inhaftierte deutsch-türkische Journalist und „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel kommt frei. Dies berichtet die Zeitung unter Berufung auf seinen Anwalt. Veysel Ok hatte auf Twitter geschrieben: „Und endlich gibt es für meinen Mandanten Deniz Yücel einen Entlassungsbefehl.“ Die Bundesregierung hat die bevorstehende Freilassung inzwischen bestätigt. Man müsse nun abwarten, „was die nächsten Minuten, Stunden passiert“, so ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.
1. Keine „schmutzigen Deals“ als Gegenleistung für Freilassung
2. Yildirim will Beziehungen zu Deutschland verbessern
Keine „schmutzigen Deals“ als Gegenleistung für Freilassung
Wegen „Terrorpropaganda“ und „Volksverhetzung“ saß Yücel seit mehr als einem Jahr ohne Anklage in türkischer Haft. Der Fall war zuletzt der größte Streitpunkt im ohnehin angespannten Verhältnis zur Türkei. Nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ ist keine Ausreisesperre gegen den Journalisten verhängt worden, er kann daher in Kürze nach Deutschland zurückkehren. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, bezeichnete die bevorstehende Freilassung Yücels als „sehr glückliche Nachricht“. Yücel sei ein Journalist und kein Terrorist. Es sei gut, „dass das jetzt auch die Türkei kapiert hat.“
Ve nihayet müvekkilim Deniz Yücel hakkında tahliye kararı çıktı. #gazeteciliksuçdeğildir pic.twitter.com/9wxO65ljG0
— Veysel Ok (@shemmoshemmo) 16. Februar 2018
Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) äußerte sich in einer Stellungnahme „sehr froh über diesen Ausgang.“ Es sei ein guter Tag für uns alle. Wie der Sprecher des Auswärtigen Amtes weiter mitteilte, hatte sich Gabriel in den vergangenen Tagen und Stunden intensiv um eine Lösung in dem Fall bemüht. Auf Nachfrage unterstrich er, dass es keine „Deals“ im Zusammenhang mit der Freilassung Yücels gegeben habe. Die Unterstützung sei vielmehr konsularischer Natur. Gabriel hatte zwischen dem Fall Yücel und eventuellen Waffenexporten an die Türkei vor einigen Wochen einen Zusammenhang hergestellt.
Yildirim will Beziehungen zu Deutschland verbessern
Besonders in den letzten Tagen war Bewegung in den Fall Yücel gekommen. So hatte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview in den ARD-Tagesthemen gesagt, er hoffe, das Yücel „in kurzer Zeit freigelassen wird.“ Yildirim plädierte außerdem dafür, dass es an der Zeit sei, in den Beziehungen der beiden Staaten eine neue Seite aufzuschlagen. Am Donnerstag war Yildirim von Bundeskanzlerin Merkel empfangen worden. Diese habe ihn bei dem Treffen nochmals darauf hingewiesen, dass „dieser Fall eine besondere Dringlichkeit für uns hat.“