home Politik Konfrontation mit den USA: Türkei hält an Kauf des russischen S-400-Raketenabwehrsystems fest

Konfrontation mit den USA: Türkei hält an Kauf des russischen S-400-Raketenabwehrsystems fest

Trotz wachsender Spannungen mit den USA wegen des geplanten Ankaufs eines russischen Raketenabwehrsystems lässt sich die türkische Staatsführung nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Nach einem Gebet zum Beginn der Bayram-Feiertage in Istanbul sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan, man sei „fest entschlossen“ und habe nicht vor, bei dem umstrittenen Rüstungsgeschäft „einen Rückzieher zu machen“.

Erdogan: Russisches Angebot besser als amerikanisches

INFO-BOX:
S-400 Triumf
Das S-400 Triumf (NATO-Codename: SA-21 Growler) wurde 1985 in der Sowjetunion entwickelt. Es ist ein mobiles, allwetter-
taugliches Langstrecken-Boden-Luft-Raketen-System zur Abwehr von Kampfflugzeugen und Marschflugkörpern in allen Flughöhen. Durch den Zerfall der Sowjetunion konnte die erste mit der S-400 ausgestattete Batterie erst 2007 in Dienst gestellt werden. Neben Russland ist das System derzeit in China, Algerien und Weißrussland im Einsatz.
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„Es gibt hier ein Abkommen, das wir getroffen haben, eine Entscheidung. Zurückzutreten kommt nicht infrage“, so Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Das Angebot der Amerikaner sei nicht so gut wie das russische. Die USA fordern von ihrem NATO-Partner, dass das Land statt des russischen S-400-Systems das amerikanische Patriot-System kauft. Washington fürchtet, dass Russland über die in der Türkei installierte Raketenabwehr an Daten über die Fähigkeiten der neuen F-35-Tarnkappenflugzeuge gelangen könnte. Die Türkei ist Partner beim Bau der F-35 und soll mehrere der Jets erhalten. Das Mehrzweck-Kampfflugzeug soll sich in den nächsten Jahren zum Rückgrat der Luftstreitkräfte der USA und anderer Länder entwickeln.

Das S-400-Abwehrsystem soll Flugzeuge und Raketen im Luftraum vernichten. Die vier bestellten Divisionen im Wert von rund 2,5 Milliarden US-Dollar will Russland im Sommer an die Türkei liefern. Eine Division besitzt zwölf Startanlagen mit je vier Raketen. Die USA drohten dem NATO-Partner bereits mehrfach mit Sanktionen, sollte das Geschäft zustande kommen. Bereits im vergangenen Monat hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar erklärt, dass sich die türkische Regierung wegen des umstrittenen Deals auf US-Sanktionen einstelle. Ankara bereite sich demnach auf Einschränkungen unter dem US-CAATSA-Gesetz vor, das Geschäfte mit russischen Rüstungsfirmen unter Strafe stellt.

Sanktionen setzen türkische Währung unter Druck

Schon im vergangenen Jahr hatten US-Sanktionen wegen eines in der Türkei festgehaltenen amerikanischen Pastors einen dramatischen Einbruch der ohnehin stark geschwächten Lira ausgelöst. Zu Spannungen zwischen beiden Ländern führten auch die Inhaftierungen anderer US-Amerikaner in der Türkei wegen Terrorvorwürfen sowie gegensätzliche Positionen im Syrien-Konflikt.