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Nach Truss-Chaos: Rishi Sunak wird neuer britischer Premierminister

Der frühere britische Finanzminister Rishi Sunak wird neuer Tory-Chef und damit britischer Premierminister. Im Rennen um die Nachfolge der glücklosen Liz Truss konnte sich Sunak innerhalb der konservativen Tory-Partei durchsetzen. Sunaks einzige verbliebene Konkurrentin Penny Mordaunt, aktuell Ministerin für Parlamentsfragen, zog ihre Kandidatur am Montag wegen fehlender Unterstützung aus der Partei zurück.

Rishi Sunak: Sohn indischer Einwanderer

INFO-BOX:
Britische Premierminister
seit 1963
1963-1964: A. Dougl.-Home
1964-1970: Harold Wilson
1970-1974: Edward Heath
1974-1976: Harold Wilson
1976-1979: J. Callaghan
1979-1990: M. Thatcher
1990-1997: John Major
1997-2007: Tony Blair
2007-2010: Gordon Brown
2010-2016: David Cameron
2016-2019: Theresa May
2019-2022: Boris Johnson
2022: Liz Truss
ab 2022: Rishi Sunak
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Sunak konnte als einziger Bewerber die erforderliche Unterstützerzahl von mindestens 100 Abgeordneten hinter sich versammeln. Der in Southampton geborene Sohn indischer Einwanderer wird damit der erste britische Regierungschef, der eine ethnischen Minderheit in Großbritannien angehört. Der frühere Hedgefonds-Manager steht nun vor der gewaltigen Aufgabe, sein Land durch die Wirtschaftskrise zu führen und die zerstrittene konservative Partei zu einen.

Wann Sunak offiziell zum Premierminister ernannt wird, steht indes noch nicht fest. Zunächst muss seine Vorgängerin im Amt, Liz Truss, nach nur 44 Tagen im Amt vor König Charles III. offiziell zurücktreten. Gleichzeitig ergeht dann der Regierungsauftrag an Sunak. Beobachter rechnen damit, dass Sunak noch am Montagabend oder am morgigen Dienstag durch den Monarchen ernannt wird.

Der 42-jährige Sunak muss sich keiner Abstimmung der Parteibasis stellen, da mit Mordaunt die letzte Gegenkandidatin zurückgezogen hat. In einer solchen Wahl hatte er noch im September gegen Truss verloren. Auch Truss-Vorgänger Boris Johnson hatte sich schnell für ein Comeback ins Gespräch gebracht, aber am Sonntagabend seine Kandidatur überraschend wieder zurückgezogen. Mehrere Abgeordnete hatten zuvor gedroht, Johnson die Gefolgschaft als Premier zu verweigern oder gar die Partei zu verlassen. Über ihm schwebt noch immer eine Untersuchung, ob er in der „Partygate“-Affäre das Parlament belogen hat.

Kritiker: Sunak Schuld an Rücktritt von Boris Johnson

Brexit-Befürworter Sunak inszenierte sich zuletzt als Kandidat, der die Querelen bei den Tories beenden kann. Zugute kommt ihm dabei, dass er im parteiinternen Wahlkampf um die Parteiführung gegen Truss im Sommer vor exakt jenem Finanzchaos gewarnt hatte, das die amtierende Premierministerin in ihrer kurzen Amtszeit mit ihrer Wirtschaftspolitik anrichtete. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass auch Sunak mitnichten die komplette Partei und Fraktion hinter sich hat. Viele Mitglieder werfen ihm vor, mit seinem Rücktritt als Finanzminister den Sturz des an der Basis beliebten Johnson erst ausgelöst zu haben. Zudem weisen Kritiker auf das große Vermögen des wohl reichsten britischen Abgeordneten hin. Der frühere Investmentbanker ist mit der Tochter des Gründers von Infosys verheiratet, die einen Hunderte Millionen Pfund schweren Anteil an dem indischen IT-Giganten hält.