home Panorama, Politik Segelschulschiff Gorch Fock sticht nach Restaurierung wieder in See

Segelschulschiff Gorch Fock sticht nach Restaurierung wieder in See

Das sanierte Marineschulschiff „Gorch Fock“ ist nach fast sechs Jahren in der Werft am Mittwochmorgen erstmals wieder aus eigener Kraft auf Fahrt gegangen. Nach einer zweitägigen Probefahrt auf der Weser und der Nordsee soll die Gorch Fock am Donnerstagnachmittag beim Marinearsenal in Wilhelmshaven eintreffen. Dort erfolgt die Endausrüstung des Dreimasters, bevor ihn die Marine am 30. September offiziell wieder zurückerhält. In seinem Heimathafen Kiel wird das Schiff dann am 4. Oktober zurückerwartet.

Motordefekt kurz nach dem Ablegen

INFO-BOX:
Gorch Fock
Die Gorch Fock (auch als Gorch Fock II bezeichnet) wurde 1958 in Hamburg bei Blohm & Voss gebaut. Sie ist ein neueres Schwesternschiff der bereits im Jahr 1933 gebauten ersten Gorch Fock. Seit ihrer Indienststellung ist sie als Bark getakeltes Segelschulschiff der Deutschen Marine unterwegs und hat bis 2011 mehr als 750.000 Seemeilen zurückgelegt. Der Heimathafen der Gorch Fock ist Kiel.
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Kurz nach der Abfahrt kam es jedoch zu einem Problem. Die Crew entdeckte einen Defekt an einem Frischwasserventil des Motors. Der Segler stellte daraufhin die Motoren aus und die Schlepper kamen zum Einsatz. Während des Schlepp-Vorgangs soll nun das Ventil getauscht werden, sagte ein Sprecher der Lürssen-Werft. Nach seiner Reparatur soll das Schiff dann den Weg nach Helgoland aus eigener Kraft fortsetzen. „Wir freuen uns auf die erste Seefahrt im Rahmen der Werftprobefahrt und die ersten richtigen Eindrücke auf dem ‚neuen‘ Schiff“, sagte Kapitän Nils Brandt nach Angaben der Werft vor dem Ablegen. Eigentlich war die Probefahrt mit der 160 Frauen und Männer starken Stammcrew schon für Ende März geplant. Die Corona-Pandemie machte auch hier dem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung. Jetzt aber sei man unglaublich stolz darauf, „dieses besondere Schiff nun auf die Zielgerade gebracht zu haben und in wenigen Wochen unserem Kunden zu übergeben“, so Lürssen-Geschäftsführer Tim Wagner.

Die Lürssen-Werft hatte seit Herbst 2019 als zweite Werft an der Gorch Fock gebaut. Der vorherige Auftragnehmer, die Elsflether Werft, hatte Insolvenz anmelden müssen. In diese Zeit fielen die enormen Kostensprünge, die den Preis für die Generalüberholung von geplanten zehn auf 135 Millionen Euro in die Höhe trieben. Hinzu kamen weitere Schwierigkeiten und Verzögerungen. Aktuell klagen beispielsweise Umweltschützer gegen eine mutmaßlich illegale Verwendung von Tropenhölzern bei der Sanierung. Inzwischen ermittelt auch die Justiz wegen Korruptions- und Untreueverdacht gegen die ehemals Verantwortlichen der Elsflether Werft. Vor zwei Jahren wurde die Gorch Fock nach langem Stillstand der Arbeiten nach Bremen verlegt. Zuvor hatten sich die Werft und das Verteidigungsministerium auf eine Fortsetzung der Arbeiten bei Lürssen geeinigt.

Gorch Fock-Sanierung von zahlreichen Problemen begleitet

Wie das Unternehmen mitteilte, arbeiteten dort mehr als 150 Beschäftigte an dem Projekt. Geschäftsführer Wagner sprach von einer „Instandsetzung unter schwierigen Vorzeichen“. Anfangs habe es „unvollständige Bauunterlagen“ gegeben, später dann kamen „zahlreiche notwendige Änderungen an den schiffbaulichen Arbeiten“ hinzu. Und schließlich habe man auch noch mit der Corona-Krise zu kämpfen gehabt, wodurch es zu Personalausfällen und Lieferverzögerungen gekommen sei. Die 1958 gebaute Gorch Fock ist das Segelschulschiff der deutschen Marine und dient der Offiziersausbildung. Bei einer Überprüfung an dem traditionsreichen Schiff waren Ende 2015 schwere Schäden festgestellt worden, die die aufwändige Sanierung erforderten.