Das SPD-Urgestein Egon Bahr ist tot. Der als enger Vertrauter Willy Brandts und begnadeter Außenpolitiker geltende Sozialdemokrat ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Dies bestätigte seine Partei. Laut Medienberichten erlag Bahr den Folgen eines Herzinfarkts.
Architekt der Brandtschen Ostpolitik
Als Ostpolitik wird die im Rahmen des Ost-West-Konflikts auf Ausgleich mit der Sowjetunion und den osteuropäischen Staaten zielende Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1969 und 1989 bezeichnet. |
Ab 1972 arbeitete er als Bundesminister für besondere Aufgaben in der Regierung mit und übernahm 1974 unter Helmut Schmidt für zwei Jahre die Aufgabe des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Seine Arbeit im Bundestag setzte er bis 1990 fort.
Loyaler Ratgeber der SPD
SPD-Chef Sigmar Gabriel würdigte Bahr in einer Stellungnahme als „mutigen, aufrichtigen und großen Sozialdemokraten, den Architekten der deutschen Einheit, Friedenspolitiker und Europäer“. Bahr sei bis zuletzt ein loyaler und unermüdlicher Ratgeber der SPD gewesen, dessen analytische Brillanz, Rationalität und Leidenschaft man vermissen werde. Auch Parteikollege Heiko Maas würdigte Bahr als großen Vordenker.
Sein Engagement für ein freundschaftliches Verhältnis zwischen West und Ost hatte der 93-Jährige bis zuletzt fortgesetzt. Ende Juli war er nach Moskau gereist, um gemeinsam mit Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow für eine Normalisierung des Verhältnisses zwischen Russland und Deutschland zu werben.