Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten könnten in den kommenden Jahrzehnten für immer von der Erde verschwinden. Dieses düstere Fazit zieht der erste globale Bericht des Weltrats für Biodiversität (IPBES) zum Zustand der Artenvielfalt. Das Ausmaß des Artensterbens war demnach noch nie so groß wie heute – und die Aussterberate nimmt weiter zu. Drei Viertel der Naturräume auf den Kontinenten habe der Mensch bereits erheblich verändert, in den Meeren zwei Drittel.
1. Klimawandel wird in Zukunft zur Hauptursache des Artensterbens
2. Wissen aus 15.000 Studien für Analyse zusammengetragen
Klimawandel wird in Zukunft zur Hauptursache des Artensterbens
„Wir erodieren global die eigentliche Basis unserer Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit und Lebensqualität“, sagte der IPBES-Vorsitzende Robert Watson. Die Weltgemeinschaft müsse sich dringend von wirtschaftlichem Wachstum als zentralem Ziel abwenden und nachhaltigere Systeme anstreben. In den meisten Lebensräumen sank die Zahl der natürlich vorkommenden Arten um mindestens 20 Prozent. Über 40 Prozent der Amphibienarten, fast 33 Prozent der riffbildenden Korallen und mehr als ein Drittel aller marinen Säugetierarten sind demnach bedroht.
IPBES-Bericht |
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Weitere Informationen zum IPBES-Bericht erhalten Sie mit einem Klick auf „mehr dazu“. Hier können Sie auch unter „Summary for Polcymakers“ die im Text angesprochene, heute veröffentlichte 39-seitige Zusammenfassung der Analyse einsehen und herunterladen (Ordner 1, PDF, Englisch). |
Als Hauptursachen listet der Bericht die veränderte Nutzung von Land und Meer, gefolgt von der direkten Ausbeutung von Lebewesen, den Klimawandel und die Umweltverschmutzung auf. Die Bedeutung des Klimawandels werde dabei in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen und diesen zumindest in einigen Bereichen an die Spitze der Hauptursachen rücken. Bundesumweltministerin Svenja Schulze wertete die Ergebnisse als einen Aufruf zum Handeln für Deutschland und die Weltgemeinschaft. Der Report zeige, dass das Artensterben derzeit bis zu 100-mal schneller voranschreite als in früheren Epochen. „Das Artensterben zu stoppen ist eine ähnlich große Herausforderung wie der Kampf gegen den Klimawandel“, so Schulze gegenüber der „Rheinischen Post“. Sie werde sich daher in Deutschland für eine Ausweitung und Vernetzung von Schutzgebieten einsetzen. Zudem müssten schädliche Subventionen in der Landwirtschaft gestrichen und das Fördersystem in der EU zugunsten des Artenschutzes reformiert werden.
Wissen aus 15.000 Studien für Analyse zusammengetragen
Ein ähnlicher, allerdings weniger ausführlicher Check war zuletzt vor 14 Jahren präsentiert worden. Für die Neuauflage trugen 145 Autoren aus 50 Ländern unterstützt von mehr als 300 weiteren Experten über einen Zeitraum von drei Jahren vorhandenes Wissen aus etwa 15.000 Studien und anderen Dokumenten zusammen. Delegierte der 132 IPBES-Mitgliedsstaaten hatten sich in der vergangenen Woche in Paris auf die genauen Formulierungen in der jetzt veröffentlichten Zusammenfassung des Berichts geeinigt. Die komplette, umfassende Analyse will man erst später veröffentlichen.