Der US-Streamingriese Netflix hat wegen schlechter Wachstumsaussichten einen Sparkurs eingeschlagen. Die Entlassungen von rund 150 „tollen Kollegen“ seien „hauptsächlich durch die Bedürfnisse des Unternehmens und nicht durch die individuelle Leistung“ begründet, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Betroffen waren demnach vor allem Mitarbeiter in den USA. Die Rede ist von etwa zwei Prozent der Angestellten im amerikanischen Heimatmarkt. Netflix hat zudem die Aufträge an Subunternehmen reduziert.
Weitere zwei Millionen Kunden im zweiten Quartal weg?
Netflix |
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Netflix wurde 1997 in Los Gatos (Kalifornien) von Reed Hastings und Marc Randolph gegründet. Es agierte zunächst als Online-Videothek. 2007 stieg Netflix ins Video-on-Demand-Geschäft ein. |
„Die Verlangsamung des Wachstums unserer Einnahmen bedeutet, dass wir auch das Wachstum unserer Ausgaben als Unternehmen verlangsamen müssen“, erklärte der Sprecher. Zur Begründung verwies der weltgrößte Streamingdienstleister auf den Krieg in der Ukraine, die Inflation und einen scharfen Wettbewerb.
Für das zweite Quartal des Jahres erwartet Netflix sogar einen Rückgang um zwei Millionen Kundinnen und Kunden. Als Reaktion darauf kündigte das Unternehmen an, an einem vergünstigten Abo-Modell zu arbeiten, das teilweise durch Werbung finanziert werden soll.
Über 100 Millionen Haushalte schauen Netflix umsonst
Erst vor etwa zwei Monaten hatte der Rivale Disney ebenfalls angekündigt, eine kostengünstigere Disney+-Version mit Werbung anzubieten. Hier will Netflix nun offenbar nachziehen. Andere Anbieter wie HBO Max oder Peacock (bzw. hierzulande auch RTL+ und Joyn) hatten sich ohnehin von vornherein so aufgestellt. Das Unternehmen hat schon seit längerem mit der wachsenden Konkurrenz durch neue Streamingdienste, beispielsweise von Disney oder Apple, zu kämpfen.
Darüber hinaus hat der Konzern auch das illegale Teilen von Nutzerkonten als Wachstumshindernis identifiziert. So nutzen nach internen Schätzungen mehr als 100 Millionen Haushalte den Streamingdienst, ohne dafür zu bezahlen. Dagegen will man nun schärfer als bisher vorgehen. Zudem will sich das Unternehmen künftig auf seine Stärken konzentrieren und entsprechend investieren. So soll unter anderem mehr Geld in nicht-englischsprachige Inhalte gesteckt werden.