Die Deutsche Bahn (DB) will unter der Frankfurter Innenstadt einen Fernbahntunnel mit zwei Gleisen bauen. Vorgesehen ist zudem ein neuer Haltepunkt für ICE-Züge unter dem bisherigen Hauptbahnhof. Eine 2019 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie habe ergeben, dass das Projekt realisierbar sei, teilte die Bahn am Montag mit. Das Unternehmen will nun mit der konkreten Planung für das Milliardenprojekt beginnen, die Bauzeit soll etwa zehn Jahre betragen.
1. Überlasteter Kopfbahnhof sorgt für Verspätungen
2. Vier Bahnsteige in 35 Meter Tiefe
3. „Frankfurt 21“ wurde vor 20 Jahren verworfen
Überlasteter Kopfbahnhof sorgt für Verspätungen
Mit dem neuen Tunnel sollen die meisten Fernzüge den Frankfurter Hauptbahnhof dann 35 Meter unter der Erde anfahren und an die neuen Station Hauptbahnhof tief halten. Als Durchgangsverbindung sorge der Tunnel für eine Entlastung der aktuell stark befahrenen oberirdischen Gleise, so die Bahn. Die Fahrgäste im Verkehrsknoten Frankfurt seien dadurch verlässlicher und schneller unterwegs, zudem könnten mehr Züge den Hauptbahnhof ansteuern. Von dem größeren Angebot profitiere auch der Nahverkehr der Rhein-Main-Region. Als Kopfbahnhof verursacht der Frankfurter Hauptbahnhof derzeit zahlreiche Verspätungen mit bundesweiten Auswirkungen. Das geplante Vorhaben soll diese Engstelle auflösen.
Vier Bahnsteige in 35 Meter Tiefe
Aktuell fahren rund 1.250 Züge täglich den Frankfurter Hauptbahnhof an. Durch den neuen Tunnel könnten zukünftig bis zu 250 Züge mehr über den Hauptbahnhof fahren, erklärte DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla. Der Tunnel soll von Westen und Osten auf den neuen Tiefbahnhof zulaufen. Nach dessen Eröffnung wäre der oberirdische Hauptbahnhof ausschließlich dem Regionalverkehr vorbehalten. Für den neuen unterirdischen Fernbahnhof sind in etwa 35 Meter Tiefe vier Bahnsteige vorgesehen. In der Machbarkeitsstudie von 2019 war von Kosten in Höhe von knapp 3,6 Milliarden Euro für das Bauvorhaben die Rede. Im Ergebnis können Fernzüge in Zukunft bis zu acht Minuten schneller durch den Frankfurter Knoten fahren. „Der Tunnel ist ein zentraler Baustein für den klimafreundlichen Schienenverkehr und den Deutschlandtakt“, teilte die Bahn mit. Letzterer soll die Metropolen in einem 30-Minuten-Rhythmus miteinander verbinden.
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sagte, der Tunnel wäre „ein riesiger Fortschritt für den Bahnknoten Frankfurt“. Er werde dringend gebraucht, um die Mobilität in der Region Frankfurt-Rhein-Main zu verbessern. Auch die Fahrzeiten verkürzten sich dadurch. Die Bahn will nun in einem nächsten Schritt ermitteln, wo genau der neue Fernbahntunnel verlaufen soll, wo bestehende Bahnstrecken angeschlossen werden soll und wo der neue Tiefbahnhof seinen Platz erhält. Eine erste Informationsveranstaltung für die Bürger gibt es bereits am heutigen Montag.
„Frankfurt 21“ wurde vor 20 Jahren verworfen
Die Idee eines Tiefbahnhofs in Frankfurt ist indes nicht neu. Schon vor 25 Jahren hatte man das Projekt „Frankfurt 21“ diskutiert. Ähnlich wie bei Stuttgart 21 sollte der Kopfbahnhof damals durch einen Tiefbahnhof ersetzt werden. Das Vorhaben gab man jedoch 2001 wegen mangelnder Finanzierung auf. Die jetzige Planung orientiert sich am Vorbild Zürichs, wo ebenfalls ein Tunnel unter dem oberirdischen Kopfbahnhof entstanden ist. In einer Resolution sprachen sich 19 Verbände, Kommunen, Organisationen und Unternehmen für das Projekt aus. Dazu gehören unter anderem der Fahrgastverband Pro Bahn, die Verkehrsverbünde RMV und NVV sowie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (NABU). Mit dem Ausbau werde nicht nur die Schieneninfrastruktur in und um den Verkehrsknotenpunkt Frankfurt zukunftssicher, er trage auch durch den Wachstum des Nahverkehrs zum Umweltschutz bei.