Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat ausgerechnet den Bestellrekord während der Corona-Pandemie mit hohen Verlusten bezahlt. Unter dem Strich stand im ersten Halbjahr ein Verlust von rund 443 Millionen Euro. Dies sei doppelt so viel wie ein Jahr zuvor, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mit. Erst in der vergangenen Woche hatte Delivery Hero den Platz von Wirecard im DAX eingenommen. Der Zahlungsabwickler flog im Zuge seiner Insolvenz durch einen milliardenschweren Bilanzskandal aus der obersten deutschen Börsenliga.
1. Vier Mal wertvoller als Lufthansa
2. Delivery Hero gab Deutschland-Geschäft 2019 auf
Vier Mal wertvoller als Lufthansa
Delivery Hero |
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Delivery Hero wurde im Mai 2011 als RPG International Holding GmbH in Berlin gegründet und noch im selben Jahr umbenannt. Zu den ersten Zukäufen gehörten OnlinePizza (u.a. Schweden, Österreich), die britische Plattform hungryhouse und das deutsche Portal Lieferheld. 2016 hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 200.000 Partner-Restaurants und wickelte monatlich 13 Millionen Bestellungen ab. Am 24. August 2020 stieg Delivery Hero vom MDAX in den DAX auf. |
An der Börse kamen diese Nachrichten erwartungsgemäß schlecht nach. Kurz nach Handelsstart verlor die Aktie des Essenslieferanten 1,55 Prozent auf 93,84 Euro und war damit Schlusslicht im wichtigsten deutschen Aktienindex. Dennoch ist das Unternehmen an der Börse derzeit rund 20 Milliarden Euro wert – etwa vier Mal so viel wie die Lufthansa.
Ungeachtet der Verluste setzt Delivery Hero seine Einkaufstour in der Welt fort. Das Unternehmen übernahm jetzt den Online-Lebensmittel-Marktplatz Intashop aus Dubai. Dieser betreibt sein Geschäft in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar, Bahrain, Ägypten und dem Libanon. Intashop wird mit 360 Millionen Dollar (rund 305 Millionen Euro) bewertet. Den Regionen, in denen die neue Delivery Hero-Tochter aktiv ist, sprechen Marktbeobachter dabei durchaus hohes Wachstumspotenzial zu. Vor diesem Hintergrund mache der Zukauf strategisch Sinn. Allerdings könnten viele Anleger den Kaufpreis als zu hoch empfinden. Delivery Hero zahlt einen anfänglichen Kaufpreis in Höhe von 270 Millionen Dollar plus eine zusätzliche Komponente, die vom Wachstum und der Profitabilität des Geschäfts von Intashop in den kommenden Jahren abhängt.
Delivery Hero gab Deutschland-Geschäft 2019 auf
Das einstige Start-up Delivery Hero betreibt in mehr als 40 Ländern Bestellplattformen für Essen lokaler Anbieter und beschäftigt rund 25.000 Mitarbeiter, davon rund 1.300 in Berlin. Das Unternehmen vermittelt Lieferdienste zwischen Restaurants und deren Kunden. Das meiste Geld stammt aus Provisionen, die die teilnehmenden Restaurants an das Unternehmen zahlen. Allerdings betreibt Delivery Hero auch eigene Restaurants und Großküchen. Sein deutsches Geschäft (Lieferheld, Pizza.de, Foodora) hatte das Unternehmen 2019 aufgegeben und an Konkurrenten Just Eat Takeaway (Lieferando) verkauft. Derzeit ist Delivery Hero vor allem auf Märkten in Asien, Nordafrika und dem Nahen Osten aktiv.