Der Elektrotransporter StreetScooter wird die Deutsche Post auch in diesem Jahr mit einem hohen zweistelligen Millionenverlust belasten. Das Unternehmen spreche daher aktuell mit „potenziellen Partnern und mit Kaufinteressenten“, sagte Konzernchef Frank Appel gestern der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Schon im Jahr 2018 hatte das Projekt dem Unternehmen 70 Millionen Euro Verlust eingebracht. Nun soll ein Ex-Manager von Tesla den Verkauf des Elektrolieferwagens ankurbeln.
1. Deutsche Post will kein Autohersteller werden
2. Stuhec soll China-Geschäft intensivieren
Deutsche Post will kein Autohersteller werden
Seit dem heutigen Montag ist der Däne Peter Bardenfleth-Hansen bei der Post-Tochter StreetScooter GmbH als Chief Growth Officer für das weitere Wachstum und den Aufbau einer internationalen Vertriebsorganisation zuständig. Als neuer Technik-Vorstand soll zudem Ulrich Stuhec die Produktentwicklung und das Segment „Autonomes Fahren“ vorantreiben. Stuhec wechselt vom US-Autobauer Ford zu StreetScooter. Für den StreetScooter sei die Post „langfristig allein nicht der beste Eigentümer“, so Appel. Die Investoren wollten ein Logistikunternehmen und keinen Autokonzern. Von Anfang an sei daher klar gewesen, dass die Post kein Autohersteller werden wolle. Seit längerem erwägt die Konzernspitze daher die Zusammenarbeit mit einem anderen Unternehmen oder den kompletten Verkauf der defizitären StreetScooter-Sparte.
StreetScooter |
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Die Street Scooter GmbH wurde im Juni 2010 als Forschungsinitiative an der RWTH Aachen gegründet. Im Mai 2011 stellte man das „Concept Zeitgeist“ der Öffentlichkeit vor, im Herbst 2011 folgten ein Prototyp des „Streetscooter Compact“ sowie die Nutzfahrzeugversion „Work“. |
Peter Bardenfleth-Hansen war Teil des ersten europäischen Tesla-Teams und maßgeblich daran beteiligt, das Unternehmen vom kleinen Start-up zum globalen Schwergewicht in der Elektrofahrzeugproduktion zu formen. Insbesondere hat er eine Reihe von Schlüsselmärkten wie Norwegen, Japan und den Nahen Osten für Tesla erschlossen. „Der Wechsel zu StreetScooter ist für mich in vielerlei Hinsicht der ideale nächste Schritt auf dem Weg, die Mobilität von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien zu verändern“, so Bardenfleth-Hansen. Mit StreetScooter wolle man diese Veränderung anführen.
Stuhec soll China-Geschäft intensivieren
2014 hatte die Post das Aachener Start-up StreetScooter komplett übernommen und das Elektrofahrzeug auch an externe Kunden wie städtische Betriebe, Bäckereien oder Cateringservices verkauft. 500 Autos gingen an den japanischen Logistikdienstleister Yamato. In den beiden Werken Düren und Aachen besteht eine Produktionskapazität von bis zu 20.000 Fahrzeugen pro Jahr. In China hat StreetScooter jüngst eine Kooperation mit dem Autohersteller Chery vereinbart, die der neue Technik-Vorstand Stuhec weiter ausbauen soll. Der 53 Jahre alte Diplom-Ingenieur startete seine Laufbahn in der Fertigungsplanung bei BMW und wechselte danach in die Fahrzeugentwicklung bei Ford, wo er besonders die Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge voranbrachte.