Die Preise für Waren und Dienstleistungen sind in Deutschland im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit 30 Jahren nicht mehr. Nach einem erneuten Preisanstieg im Dezember liege die Inflationsrate für das Gesamtjahr 2021 bei 3,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Eine höhere Rate war zuletzt 1993 mit 4,5 Prozent gemessen worden. Zum Vergleich: Im Corona-Krisenjahr 2020 lag die Jahresteuerung bei 0,5 Prozent.
Inflationsrate im Dezember bei 5,3 Prozent
Im Dezember verschärfte sich der Preisauftrieb nochmals. Der Verbraucherpreise stiegen der Behörde zufolge um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die monatlich gemessene Inflationsrate erreichte damit den höchsten Stand des vergangenen Jahres. Angeheizt wurde die Teuerung in Europas größter Volkswirtschaft vor allem von den rasant gestiegenen Energiepreisen im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise 2020. Energieprodukte verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr um 10,4 Prozent. Ein Jahr zuvor hatten die Statistiker noch einen Rückgang um 4,8 Prozent verzeichnet. Vor allem für Heizöl (+ 41,8 Prozent) und Kraftstoffe (+ 22,6 Prozent) mussten Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. Hinzu kamen die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung, Lieferengpässe sowie die Einführung der CO2-Abgabe Anfang 2021 von 25 Euro je Tonne Kohlendioxid, das bei der Verbrennung von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.
2-Prozent-Marke erst Ende des Jahres in Sicht
Inflation |
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Inflation bezeichnet den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus einer Ökonomie über einen bestimmten Zeitraum. Steigt das allgemeine Preisniveau, kann jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Somit stellt die Inflation den realen Wertverlust des Zahlungsmittels dar. |
Die Umfragewerte zögen sich durch alle Wirtschaftszweige, sagte Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser. Beim Einzelhandel liegen die Preiserwartungen bei 60 Punkten, beim Großhandel bei 57 und in der Industrie bei 55 Punkten. Das Baugewerbe liegt bei 42 Punkten. Der geringste Wert mit 34 Punkten kommt von den Dienstleistern. Aber selbst das stellt für diesen Wirtschaftszweig einen neuen Höchstwert dar. „Das wird bis auf die Verbraucherpreise durchschlagen“. Preistreiber dürften auch in diesem Jahr vor allem wieder Strom und Gas sein. Die Inflation werde daher im Verlauf des Jahres nur langsam zurückgehen. Auch in den kommenden Monaten dürfte die Teuerungsrate über der Marke von vier Prozent liegen. Erst gegen Ende des Jahres dürfte sie sich wieder der Zwei-Prozent-Marke nähern, erklärte Wollmershäuser. Für das Gesamtjahr sei mit einer Gesamtrate von rund 3,5 Prozent zu rechnen.
Ifo-Institut: Keine Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale
Dass die Lohnkosten die Inflation zusätzlich antreiben, sieht das Ifo-Institut hingegen nicht. „Die bisherigen Lohnverhandlungen deuten auf keine Lohn-Preis-Spirale hin“, so Wollmershäuser. Man erwarte, dass die Tariflöhne in diesem und im kommenden Jahr um knapp 2,5 Prozent zulegen. Dies entspräche dem Durschnitt der Jahre vor der Corona-Krise. Hintergrund ist, dass eine zu hohe Inflation laut Europäischer Zentralbank (EZB) zu einer Preisspirale führen kann. Höhere Preise bedeuten, dass Verbraucher:innen weniger Waren für ihr Geld bekommen. Das wiederum dürfte Forderungen nach höheren Löhnen befeuern. Um diese höheren Löhne bezahlen zu können, müssten die Unternehmen die Preise für ihre Produkte weiter erhöhen. Für Unternehmen würde es dadurch schwierig, langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen. Bei Privatleuten könnte gleichzeitig das Vertrauen in eine immer schneller an Wert verlierende Währung schwinden.