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Modekette Orsay macht alle Filialen dicht

Die Modefirma Orsay mit Sitz im baden-württembergischen Willstätt schließt alle ihre deutschen Filialen. „Ich kann bestätigen, dass Orsay bis Ende Juni die verbleibenden rund 130 Standorte in Deutschland schließt“, sagte Firmensprecher Wolfgang Weber-Thedy der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Knapp 1.200 Mitarbeiter verlieren durch die Schließungen ihre Stellen. „Das bedauern wir sehr“, so Weber-Thedy.

Auch Staatshilfen konnten Orsay nicht retten

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Orsay
Die Orsay GmbH wurde 1975 als deutsches Modehandelsunternehmen der französischen Mulliez-Gruppe gegründet. Die auf Mode für junge Frauen spezialisierte Handelskette hatte zu ihrer Hochzeit weltweit mehr als 720 Filialen mit über 5.000 Angestellten.
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Den Beschluss zur Stilllegung des Geschäftsbetriebs habe das Unternehmen bereits im März getroffen, so der Sprecher weiter. Schon die Corona-Pandemie habe das Geschäft stark belastet. Durch den Krieg in der Ukraine habe die Konsumneigung der deutschen Verbraucher noch weiter abgenommen. „Daher kann das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, auf das wir große Hoffnungen gesetzt hatten, nicht fortgeführt werden“. Auch in anderen Ländern schließe man die Filialen, in Österreich sind bereits alle ehemaligen Geschäfte dicht.

Nach eigenen Angaben hatte Orsay einmal 197 Standorte in Deutschland. 67 davon habe man bereits im April im Rahmen der Sanierung geschlossen. Da es unter den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht gelungen sei, einen Investor zu finden, müsse der Stilllegungsbeschluss nun auch in den verbliebenen Filialen umgesetzt werden.

Auch Staatshilfe hatte dem Unternehmen nicht geholfen. Nach eigenen Angaben erhielt Orsay im vergangenen Jahr aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung eine Hilfszusage über 33 Millionen Euro, rief das Geld aber nur zum Teil ab.

Mitarbeiter in Bekleidungshandel nicht mehr gebraucht

„Angeschlagene Unternehmen wie Orsay trifft es als erstes, wenn es rau wird. Aber Orsay wird nicht der letzte textile Einzelhändler sein, den es dieses Jahr umhaut“, erklärte Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Der stationäre Textilhandel habe während der Corona-Krise viel Umsatz eingebüßt. Zudem sei in den Innenstädten bis heute nicht das Besucherniveau der Vor-Corona-Zeit erreicht.

Neben dem Ukraine-Krieg machten auch die Lieferkettenprobleme durch die Corona-Politik in China eine Erholung des Textilgeschäfts quasi unmöglich. So könne man nicht planen, sagte Heinemann. Die Händler wüssten heute nicht, ob ihre Ware für die bevorstehende Wintersaison überhaupt komme. Die Branche müsse sich daher aus der chinesischen „Abhängigkeitsfalle“ befreien und wieder näher an der Heimat produzieren, etwa in Nordafrika oder Portugal. Auch die bisherigen Mitarbeiter müssten sich umorientieren. Er gehe davon aus, dass man die bisherigen Verkaufsmitarbeiter im Bekleidungshandel nicht mehr brauche. Wenn sie flexibel seien und etwa Lebensmittel verkaufen wollten, sei ihre Perspektive jedoch gut. Der Lebensmittelhandel benötige immer Mitarbeiter.