Das Management des Banking-Startups N26 ist gerichtlich gegen Bemühungen seiner Mitarbeiter für die Gründung eines Betriebsrats vorgegangen. Das berichtet die Fintech-Seite „Finance Forward“. Angeblich kritisiert N26 in seinem Antrag ein mangelndes Hygienekonzept hinsichtlich der Corona-Pandemie für die Treffen am heutigen Donnerstag und morgigen Freitag im Wirtshaus Hofbräu Berlin. Die Gewerkschaft Verdi sieht im Vorgehen des Startups allerdings vielmehr „einen klaren Angriff auf die Bemühungen, einen Betriebsrat zu gründen“, teilte Verdi-Sprecher Oliver Hauser mit.
1. „Vertrauen und Zuversicht auf historischem Tiefstand“
2. N26 favorisiert alternatives Konzept der Mitbestimmung
„Vertrauen und Zuversicht auf historischem Tiefstand“
N26 |
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Die Direktbank N26 wurde 2013 in Berlin gegründet und hat ihren Sitz in Berlin. N26 hat sich auf die Kontoführung per Smartphone spezialisiert. Bis zum Erhalt der Vollbanklizenz im Juli 2016 nutze N26 für die Abwicklung von Bankgeschäften die Lizenz und Dienstleistungen der Wirecard Bank AG. Aktuell hat die Bank rund fünf Millionen Kunden, knapp 60 Prozent von ihnen sind jünger als 35 Jahre. |
Auch wenn das Unternehmen diesen Vorwurf zurückweist, ist das N26-Management einem Betriebsrat gegenüber grundsätzlich kritisch eingestellt, so „Finance Forward“. Ein solches Gremium stünde „gegen fast alle Werte, an die wir bei N26 glauben“, zitiert das Portal aus einer internen E-Mail der Gründer. Es mache die Zusammenarbeit komplexer, sei kein zeitgemäßes Engagement der Mitarbeiterbeteiligung und schränke die „persönliche Karriereentwicklung“ ein. Bereits in der vergangenen Woche hatte sich 30 Mitarbeiter der Smartphone-Bank in einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Der Vorwurf: Die Gehälter seien sehr ungleich verteilt und nicht transparent. „Das Vertrauen und die Zuversicht in das Management von N26, das es das Wohlergehen der gesamten Belegschaft gewährleistet, sind auf einem historischen Tiefstand“, hieß es weiter. Immer wieder würden befristete Arbeitsverträge ohne die Angaben von Gründen nicht verlängert, selbst wenn die Betroffenen ihre Ziele erfüllt und ein gutes Feedback bekommen hätten, zitiert das Startup-Portal „Gründerszene“ einen N26-Angestellten.
N26 favorisiert alternatives Konzept der Mitbestimmung
Ein Sprecher des Unternehmens wies die Vorwürfe zurück. Wenn die Mitarbeiter das Bedürfnis hätten, „die Feedback-Kultur anders zu organisieren“, respektiere und unterstütze man dies. Allerdings favorisiere das Management ein alternatives Konzept der Mitbestimmung, das auch Mitarbeiter an Auslandsstandorten wie etwa New York repräsentiere. Allerdings arbeiten fast 1.300 der gesamt 1.500 N26-Mitarbeiter in Deutschland. Am Mittwoch lud das Unternehmen nun kurzfristig zu einer „alternativen Mitgliederversammlung“ ein, bei der dieses alternative Mitbestimmungskonzept vorgestellt werden sollte. Und zwar zur selben Uhrzeit, zu der nun auch die Versammlung im Berliner Hofbräu stattfand. Die Mitarbeiter mussten sich also entscheiden, an welcher der Veranstaltungen sie teilnehmen wollten. Ein N26-Sprecher sagte dazu gegenüber dem „Spiegel“, die Einladung zu dem Meeting habe man in der Annahme verschickt, dass die ursprünglich geplante Betriebsrats-Veranstaltung ausfalle.