home Politik, Wirtschaft Ölpreis: OPEC drosselt Förderung um weitere 500.000 Barrel pro Tag

Ölpreis: OPEC drosselt Förderung um weitere 500.000 Barrel pro Tag

Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und andere Förderstaaten verschärfen ihre seit Jahren geltende Produktionsbremse, mit der sie die Ölpreise hochhalten wollen. Die 24 zuständigen Minister der OPEC-Länder und der kooperierenden Staaten einigten sich am Freitag in Wien in einer rund sechsstündigen Sitzung auf eine zusätzliche Kürzung um 500.000 Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag im Vergleich zur aktuellen Produktion. Wie das Ölkartell mitteilte, gilt die Vereinbarung ab dem 1. Januar 2020.

Saudi-Arabien will Aramco-Börsengang unterstützen

INFO-BOX:
OPEC
Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) wurde 1960 gegründet und hat ihren Sitz in Wien. Derzeit gehören dem Kartell 14 Staaten an. Zusammen fördern die OPEC-Mitgliedsstaaten rund 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion und besitzen etwa drei Viertel der weltweiten Erdölreserven. Ziel der OPEC ist ein monopolisierter Ölmarkt, der sich gegen die Preisbildung auf dem Weltmarkt durch die Festlegung von Förderquoten durch die Mitglieder und die Regelung der Erdöl-produktion absichern kann.
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Wie zu erwarten, stiegen die Ölpreise nach der Bekanntgabe der Kürzung deutlich an. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Freitagnachmittag 64,70 Dollar und damit 1,35 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte um 1,08 Dollar auf 59,54 Dollar. Bereits vor einem Jahr hatten sich die OPEC-Staaten und ihre Verbündeten („OPEC+“-Runde) darauf verständigt, 1,2 Millionen Barrel Öl pro Tag weniger als noch im Oktober 2018 aus dem Boden zu holen, nachdem man zur Jahresmitte noch eine Erhöhung beschlossen hatte. Diese Vereinbarung wurde im Juli 2019 verlängert und gilt noch bis Ende März kommenden Jahres. Über Details des Entsclusses und die Frage, in welchem Umfang einzelne Länder ihre Produktion herunterfahren werden, wird derzeit noch beraten.

Die nun angepeilte Reduktion der Produktionsmenge ist eine der größten bisher. Zusammen mit der schon geltenden Drosselung von 1,2 Millionen Barrel Öl pro Tag, wird die weltweite Ölversorgung um 1,7 Prozent verringert. Der irakische Minister hatte in der heutigen Sitzung gefordert, diese Drosselung zusätzlich zum heutigen Beschluss auf 1,6 Millionen Barrel auszubauen. Der russische Energieminister Alexander Nowak plädierte im Vorfeld hingegen dafür, eine Entscheidung zu vertagen. Es sei derzeit zu früh, um solche Entscheidungen zu treffen. Russland führt dabei die Fraktion der Staaten an, die nicht in der OPEC organisiert sind.

Bei dem Kartell hingegen ist Saudi-Arabien der starke Mann. Der Golfstaat strebt auch deshalb einen höheren Ölpreis an, um den staatlichen Ölkonzern der Saudis, Aramco, bei dessen Börsengang zu unterstützen. Experten gehen vor diesem Hintergrund davon aus, dass besonders Saudi-Arabien seine Fördermenge weiter reduzieren wird. Da andere Staaten der „OPEC+“-Allianz allerdings darum ringen, die eigene Produktion möglichst wenig drosseln zu müssen, könnte sich ein kurzfristiger Ölpreisanstieg rasch ins Gegenteil verkehren.

Anfang 2020 könnte eine Ölschwemme drohen

Die OPEC-Staaten haben im Oktober dieses Jahres etwa 29,7 Millionen Barrel Öl gefördert. Dies entspricht etwa 30 Prozent der weltweiten Ölproduktion. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur liegt der Bedarf an OPEC-Öl im ersten Halbjahr 2020 aber nur noch bei 28,3 Millionen Barrel. Zusammen mit einer steigenden Produktion in den USA könnte damit bereits Anfang kommenden Jahres eine Ölschwemme drohen, so die Energieagentur. Auch Russland könnte querschießen. Immerhin hat das Land das vereinbarte Produktionsziel der „OPEC+“-Gruppe in acht von elf Monaten überschritten. Citigroup-Energieexperte Eric Lee rechnet daher in erster Linie mit Abwärtsrisiken für den Ölpreis im Nachgang des OPEC-Treffens. Es gibt sicherlich schlechtere Nachrichten für Auto- und Ölheizungsbesitzer vor den anstehenden Weihnachtstagen.