Zuerst die gute Nachricht: Verbraucher werden bei Edeka pünktlich zur Grillsaison eine neue Ketchup-, Mayonnaise und Grillsaucen-Marke im Regal finden. Diese wird auf den Namen „Papa Joe’s“ hören und soll ausdrücklich keine weitere Eigenmarke wie „Gut und Günstig“ sein, sondern ein vollständig neu kreiertes Produkt. Die Platzierung der neuen Marke hat aber einen für die Edeka-Kunden unschönen Hintergrund: Der US-Konzern Kraft Heinz hat wegen eines Streits um die künftigen Lieferpreise die Belieferung des Handelsriesen mit Ketchup und Grillsaucen der Marken Kraft und Heinz eingestellt.
1. Kraft Heinz Marktführer auf dem deutschen Ketchup-Markt
2. 10,3 Milliarden US-Dollar Verlust im vergangenen Jahr
Kraft Heinz Marktführer auf dem deutschen Ketchup-Markt
The Kraft Heinz Company |
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The Kraft Heinz Company entstand 2015 aus der Fusion zwischen Kraft Foods und der H.J. Heinz Company. Das Unternehmen hat seinen Doppelsitz in Chicago sowie Pittsburgh und ist nach eigenen Angaben der fünftgrößte Lebensmittelproduzent der Welt. Insgesamt produziert und vertreibt der Konzern mehr als 200 Marken, die bekanntesten sind Heinz (Tomatenketchup) und Kraft (u.a. Philadelphia Käse). |
Edeka versuche schon seit Längerem, den Engpass durch Artikel anderer Unternehmen und seine Eigenmarken abzufedern. Doch dies reiche nicht aus. Daher sollen nun eigene Produkte unter dem Label „Papa Joe’s“ eingeführt werden, entsprechende Kategorien, die Tomatenketchup, Mayonnaise und Grillsaucen abdecken, seien bereits im vergangenen Jahr beim deutschen Markenamt eingetragen worden. Kraft Heinz dominiert mit einem Anteil von rund 47 Prozent den deutschen Ketchup-Markt und ist mit einem Anteil von 12,1 Prozent obendrein Marktführer bei den Feinkost- und Grillsaucen. Entsprechend spielt der Konzern bei den Preisen seine Marktmacht aus und setzt die Händler unter Druck. Allerdings läuft das Spiel auch andersrum: So boykottierte Edeka im Jahr 2018 fast 200 Nestlé-Produkte und die Drogeriemarktkette dm warf 2015 wegen einer versteckten Preiserhöhung die „Dentagard“-Zahnpasta des Herstellers Colgate-Palmolive aus ihren Regalen.
10,3 Milliarden US-Dollar Verlust im vergangenen Jahr
Kraft Heinz hat unterdessen noch mit weit größeren Problemen zu kämpfen. Aus der Veröffentlichung der Jahresbilanz 2018 geht hervor, dass der Konzern allein im vergangenen Jahr rund 16 Milliarden US-Dollar abschreiben musste, was zusammen mit gestiegenen Rohstoffpreisen zu einem Jahresverlust von 10,3 Milliarden US-Dollar führte. Auch für das laufende Jahr ist keine Besserung in Sicht: „Wir erwarten 2019 Rückschritte“, musste Finanzchef David Knopf eingestehen, worauf die Aktie am Donnerstag nach Börsenschluss um rund 20 Prozent auf ein neues Rekordtief nachgab. Diese Nachrichten dürften auch für die Investorenlegende Warren Buffett ein herber Schlag sein, der mit 26,7 Prozent der Aktien noch vor dem brasilianischen Investor 3G Capital Partners der größte Anteilseigner von Kraft Heinz ist. Schon in den vergangenen Jahren hatte der Konzern mit schuldenfinanzierten Übernahmen und drastischen Sparmaßnahmen für Aufsehen gesorgt. Der Preispoker mit Edeka ist nun wohl ebenfalls ein Teil dieser riskanten Unternehmenspolitik.