home Politik, Wirtschaft Reaktion auf Bauern-Proteste: Discounter Lidl erhöht Preise für Schweinefleisch

Reaktion auf Bauern-Proteste: Discounter Lidl erhöht Preise für Schweinefleisch

Der Discounter Lidl hat als Reaktion auf die jüngsten Protest- und Blockadeaktionen von Landwirten die Preise für Schweineprodukte erhöht. Lidl habe den Einkaufspreis für zehn Artikel aus dem Schweinefleischsortiment um einen Euro pro Kilo angehoben. Als Folge steigt der Verkaufspreis in gleichem Umfang, teilte Lidl am Donnerstag in Heilbronn mit. Eine Schale mit gemischtem Hackfleisch kostet bei Lidl so beispielsweise nun 3,20 statt bisher 2,70 Euro.

Bewusste Unterstützung der heimischen Landwirtschaft

INFO-BOX:
Initiative Tierwohl
Die Initiative Tierwohl startete am 1. Januar 2015. Sie ist ein Zusammen-schluss der Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und der Lebensmittelketten Aldi, Edeka/Netto, Lidl/Kaufland und Rewe/Penny. Das Ziel der Initiative ist eine tiergerechtere und nachhaltigere Fleischerzeugung. Das Label der Initiative Tierwohl zeichnet abgepackte Eigenmarkenprodukte von Schwein, Rind und Hühnern vierstufig anhand von festgelegten Kriterien bei der Haltung aus.
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„Preis bewusst erhöht für unsere Bauern“ steht laut Lidl nun bei Artikeln wie Schweinehackfleisch oder Schinkenschnitzeln am Preisschild. „Die Preiserhöhung dieses Artikels geben wir zu 100 Prozent weiter“. Die Kunden hätten so die Möglichkeit, sich bewusst dafür zu entscheiden, einen Beitrag für die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft zu leisten, so das Unternehmen weiter. Mit seinen Lieferanten habe der Discounter vereinbart, dass der Aufschlag zu 100 Prozent an die Landwirte weitergegeben werde. So soll das Geld „schnell und unbürokratisch auf den Höfen ankommen“.

Bereits in der vergangenen Woche hatte das Unternehmen angekündigt, 50 Millionen Euro zusätzlich an die Landwirte über die „Initiative Tierwohl“ (siehe Info-Box) auszuzahlen. Mit der heutigen Maßnahme folge eine weitere Soforthilfe für die unter Druck stehenden Schweinebauern. Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied hatte die 50 Millionen Euro vergangenen Woche allerdings nur als „Trostpflaster“ bezeichnet. Wegen des anhaltenden Preiskampfs auf dem Lebensmittelmarkt verlören „unsere Bauern diesen Betrag fast wöchentlich“. Die vielfach in Existenznot geratenen Landwirte klagen über zu geringe Erzeugerpreise und ein aus ihrer Sicht unfaires Gebaren der Einzelhandelsketten. In den vergangenen Wochen blockierten sie daher mit ihren Traktoren in vielen Städten Zentrallager.

Der Geschäftsführer der Interessensgemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) im niedersächsischen Damme, Torsten Staack, begrüßte die Preiserhöhung bei Lidl. Den stark gefallenen Erzeugerpreisen stünden gestiegene Verbraucherpreise gegenüber. Von diesen sei bei den Erzeugern aber „bislang nichts angekommen“. Er gehe davon aus, dass auch die anderen Händler dem Beispiel Lidls folgen. Für Freitag hat Lidl-Konkurrent Aldi Gespräche unter anderem mit der Bauern-Protestbewegung „Land schafft Verbindung“ angekündigt.

Auch Kaufland erhöht Schweinefleischpreise

Durch die Preiserhöhung erhöht Lidl den Druck auf die gesamte Branche. Damit die Bauern von ihrer Arbeit leben können, müssen alle Lebensmittelhändler dazu bereit sein, die Preis für landwirtschaftliche Erzeugnisse dauerhaft zu erhöhen. Daher sei es „in einem nächsten Schritt notwendig, dass Produktion, Verarbeitung, Handel und Politik gemeinsam nachhaltige Lösungen erarbeiten, um die Probleme in der Landwirtschaft unter Einbeziehung aller Marktteilnehmer anzugehen“, so Lidl. Dazu sei man im Austausch mit allen Akteuren. Auch die Supermarktkette Kaufland, die wie Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, hat ihre Schweinefleischpreise entsprechend angehoben. Außerdem wirbt sie mit einer groß angelegten Aktion dafür, dass Kunden vermehrt heimische und regionale Produkte kaufen sollen.