Wegen Salmonellen-Fällen in mehreren Ländern muss der Süßwaren-Riese Ferrero die Produktion in einer Fabrik in Belgien vorerst stoppen. Die Aufsichtsbehörde Afsca kündigte am Freitag an, die Produktionslizenz für die Fabrik in Arlon in Folge von Ermittlungen zu entziehen. Ferrero haben in den Ermittlungen nicht ausreichend Informationen geliefert, hieß es in der Mitteilung. Mitten im wichtigen Ostergeschäft müssen demzufolge alle Produkte aus dem Werk zurückgerufen werden – unabhängig von ihrem Produktionsdatum.
Jetzt auch „kinder“-Weihnachtsprodukte betroffen
Ferrero "kinder"-Rückrufaktion |
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Schon im Dezember war dem Hersteller nach Angaben von Ferrero France in Luxemburg ein Salmonellen-Fall im Werk Arlon bekannt geworden. Damals habe man in einem Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks die Bakterien festgestellt. Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden. Die Filter habe man ausgetauscht und gleichzeitig die Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte gesteigert, so Ferrero.
Bisher mehr als 100 Erkrankungen bekannt
Bereits in den vergangenen Tagen hatte das Unternehmen „kinder“-Produkte in Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien, Schweden und den Niederlanden zurückgerufen. Am Donnerstag kamen nach Angaben der US-Lebensmittelbehörde FDA auch die Vereinigten Staaten hinzu. Die Afsca teilte mit, dass man in den vergangenen Wochen mehr als 100 Salmonellen-Fälle identifiziert habe, die mit der Produktionsstätte in Arlon in Verbindung stünden. Ferrero sprach hingegen in allen Fällen von einer Vorsichtsmaßnahme. In Deutschland habe es bislang keine bestätigten Salmonellen-Fälle gegeben.
Warum man nicht bereits im Dezember gewarnt hat, ließ das Unternehmen offen. Man gab lediglich bekannt, dass es „interne Ineffizienzen gab, die zu Verzögerungen bei der rechtzeitigen Beschaffung und Weitergabe von Informationen führten“. In Europa nahmen indes die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC Ermittlungen auf. Unter den bisherigen Verdachtsfällen seien in erster Linie Kinder unter zehn Jahren. Salmonellen können Symptome wie Durchfall, Fieber und Magenkrämpfe auslösen und sind eine der am häufigsten durch Lebensmittel übertragenen Infektionen.
Kritik am Vorgehen von Ferrero kam indes von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. „Wenn so ein Fehler passiert, muss die Bevölkerung sofort gewarnt werden“, sagte ihr Sprecher Andreas Winkler. Eigenverantwortung und Eigenkontrollen der Hersteller reichten nicht aus, notwendig seien „Transparenzpflichten für Behörden, damit Fälle wie Ferrero umgehend öffentlich gemacht werden müssen“.