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SAP: Jennifer Morgan übernimmt als erste Frau Spitze eines DAX-Konzerns

Europas größter Softwarehersteller SAP erhält überraschend eine neue Führungsspitze. Nach dem unerwarteten Rücktritt des bisherigen Chefs Bill McDermott rücken die bisherigen Vorstandsmitglieder Jennifer Morgan und Christian Klein auf. Beide sollen die Geschicke des wertvollsten deutschen börsennotierten Konzerns künftig als Doppelspitze lenken.

McDermott hatte noch zwei Jahre Vertrag

Mit der Neubesetzung gelingt SAP zugleich ein Geniestreich. Die 48 Jahre alte Morgan ist damit die erste Frau in der Geschichte, die einem deutschen DAX-Konzern vorsteht – wenn auch gemeinsam mit einem männlichen Partner. Dieser ist zugleich mit 39 Jahren der jüngste Vorstandsvorsitzende aller im Deutschen Aktienindex gelisteten Unternehmen. Ihr Vorgänger, der 58-Jährige US-Amerikaner McDermott, war seit 2014 SAP-Chef und hatte den Konzern stark in Richtung Cloudsoftware zur Miete im Internet umgebaut. „Von dieser Weichenstellung wird das Wachstum von SAP noch viele Jahre profitieren“, sagte Aufsichtsratschef und SAP-Mittbegründer Hasso Plattner. Mit dem Führungswechsel greife die langfristige Nachfolgeplanung des Kontrollgremiums. Einen konkreten Grund für den Rücktritt McDermotts nannte das Unternehmen nicht. Sein Vertrag galt eigentlich noch bis ins Jahr 2021. Bis Ende dieses Jahres will der Manager noch beratend im Unternehmen tätig sein. „Jetzt ist der Moment gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen“, so McDermott in einer SAP-Pressemitteilung.

Cloud-Geschäft hat Einnahmen durch Softwarelinzenzen überholt

INFO-BOX:
SAP
Die SAP Systemanalyse und Programmentwicklung GbR wurde 1972 von den fünf ehemaligen IBM-Mitarbeitern Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner in Weinheim gegründet. Sie entwickelten Programme, die als Realtime-Software die Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichten. 1976 zog SAP nach Walldorf um. Nach Umsatz ist SAP heute das größte europäische börsennotierte Softwareunternehmen. 2018 beschäftige der Konzern weltweit rund 96.000 Mitarbeiter.
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Die Installation Morgans an der SAP-Spitze ist indes keine Überraschung. Die Amerikanerin ist seit langem als Leiterin der Cloud Business Group für das zukunftweisende Cloud-Geschäft von SAP zuständig, das inzwischen mehr Geld einspielt als das langjährige Business mit Softwarelizenzen. Die Mutter zweier Söhne und ehemalige Unternehmensberaterin aus Newtown (Philadelphia) wechselte 2004 vom kleineren Konkurrenten Siebel Systems (inzwischen von Oracle übernommen) zu SAP und stieg rasch im Konzern auf. 2017 wurde sie die verantwortliche Managerin für die Regionen Amerika und Asien-Pazifik-Japan und damit verantwortlich für die Konzernstrategie von 43.000 Mitarbeitern und rund 230.000 Kunden. Im gleichen Jahr erfolgte auch ihre Berufung in den SAP-Vorstand.

Die beiden neuen SAP-Chefs wollen indes keine weitreichenden Änderungen bei dem Softwarekonzern einführen. „Wir werden Kontinuität walten lassen, was unsere Strategie und die Ausrichtung der SAP angeht“, sagte Co-Chef Christian Klein heute in einem Telefoninterview mit n-tv. Auch das vom bisherigen Firmenboss Bill McDermott auf den Weg gebrachte Effizienzprogramm werde fortgeführt. „Die eingeschlagenen Programme zeigen bereits Wirkung. Und wir werden diese Programme weiter fortführen, um weiterhin gute Ergebnisse zu liefern.“ Im Januar hatte McDermott einen größeren Konzernumbau angestoßen. Das Unternehmen will bis zu 4400 Stellen in Bereichen streichen, die laut dem Management keine große Zukunft haben. Gleichzeitig sollen in vielversprechenden Bereichen wie der Künstlichen Intelligenz neue Arbeitsplätze entstehen.

Drittes Quartal: 30 Prozent mehr Gewinn als im Vorjahr

Die in der Nacht auf Freitag frisch erschienen Zahlen für das dritte Quartal können sich indes sehen lassen. Umsatz und Gewinn von SAP stiegen kräftig, nachdem das Unternehmen im Vorquartal noch den Handelsstreit zwischen den USA und China zu spüren bekommen hatte. Im Jahresvergleich steigerte der Konzern seinen Erlös um 13 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben mit 1,26 Milliarden Euro 30 Prozent mehr Gewinn übrig. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg um insgesamt 20 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Wie SAP seine Marge nun kontinuierlich weiter steigern will, müssen Morgan und Klein, der seit 1999 im Unternehmen und derzeit für die Produktentwicklung im Vorstand verantwortlich ist, den Investoren Mitte November darlegen.