Nach dem Zusammenbruch des Skandal-Konzerns Wirecard haben rund 11.500 Gläubiger des insolventen Zahlungsdienstleisters Forderungen in Höhe von mehr als zwölf Milliarden Euro angemeldet. Dies teilte das Münchner Amtsgericht am Mittwoch nach der ersten Gläubigerversammlung mit. Damit übersteigen die angemeldeten Forderungen die bisher erzielten Erlöse bei der Abwicklung des Konzerns um ein Vielfaches. Die hohe Summe erklärt sich daraus, dass neben geschädigten Banken, Investoren und Geschäftspartnern auch viele Aktionäre Schadenersatzforderungen geltend gemacht haben.
1. Europäisches Kerngeschäft geht an Santander Bank
2. Wirecard-Börsenwert fiel von 23 Milliarden auf 100 Millionen
Europäisches Kerngeschäft geht an Santander Bank
Wirecard |
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Wirecard wurde 1999 gegründet und bot Lösungen für den elektronischen Zahlungs-verkehr, das Risikomanage-ment sowie die Herausgabe und Akzeptanz von Kreditkarten an. Die Tochtergesellschaft Wirecard Bank verfügte seit 2006 über eine deutsche Banklizenz. Seit 2002 war Markus Braun CEO und CTO der Wirecard AG. 2006 wurde das Unternehmen in den TecDAX und im September 2018 in den DAX aufgenommen. Seit 2015 bot Wirecard die mobile App „boon.“ für Bezahlvorgänge an, die kontaktloses Bezahlen per NFC-Technik ermöglicht. |
Der ehemalige DAX-Konzern hatte im Juni nach dem Eingeständnis von Phantomgeschäften Insolvenz angemeldet. Der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun sitzt in Haft, Ex-COO Jan Marsalek tauchte unter. Auf den Konten des Unternehmens fand der Insolvenzverwalter nur noch 20 Millionen Euro vor. Offenbar hatten die Manager diese zuvor weitestgehend leer geräumt. Braun selbst soll am Donnerstag vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen. Dazu wurden von Insolvenzverwalter Jaffé auch fünf namentlich genannte Vertreter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Ernst & Young sowie KPMG von ihrer Verschwiegenheitspflicht entbunden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Auch Braun unterliege keiner Verschwiegenheitspflicht. Von den Ernst & Young-Prüfern wird erwartet, warum sie 1,9 Milliarden Euro nicht existierendes Cash in ihrem Prüfungsbericht bestätigt hatten. Braun und weiteren Wirecard-Managern wirft die Staatsanwaltschaft München Bandenbetrug, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor.
Wirecard-Börsenwert fiel von 23 Milliarden auf 100 Millionen
Wirecard war bei der Aufnahme in den DAX mehr als 23 Milliarden Euro wert. Nach der Insolvenz und dem darauf folgenden Kurssturz waren es weniger als 100 Millionen. Das hat neben institutionellen Anlegern auch viele Kleinaktionäre hart getroffen. Profiteure des Wirecard-Skandals dürften nun Prozessfinanzierer und Anwaltskanzleien sein. Auf Wirecard, den früheren Vorstand um Markus Braun sowie die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young kommen zahlreiche Massenklagen zu. Erst am vergangenen Freitag hatten Anwälte am Landgericht Stuttgart zehn Pilotklagen gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, verantwortliche Prüfer und Partner eingereicht. Auch gegen die Finanzaufsicht BaFin liegt eine Staatshaftungsklage am Landgericht Frankfurt vor. Und in Berlin bereitet die Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger ein Verfahren gegen den Bund vor. Dabei stützen sich die Anlegerschützer auf den unionsrechtlichen Amtshaftungsanspruch.